„Mit Sportsgeist zu neuer Wettbewerbsstärke!“
Mit Blick auf Deutschland nach der Wahl frage ich mich:
- Wie können wir in Deutschland wieder ein Gefühl entwickeln, für die richtige Sache zu kämpfen? Für qualitatives Wachstum! Wachstum, in dem unsere hessische Wirtschaft als Teil der Lösung wahrgenommen wird, nicht als das Problem?
- Woher bekommen wir „selbstzufriedene Deutsche“ (So nennt uns die Wirtschaftszeitung „The Economist“) woher bekommen also wir „selbstzufriedene Deutsche“ wieder Freude am Wettbewerb und Vertrauen auf den richtigen Beistand?
- Wie verbinden wir den Realitäts-Sinn, den unbedingten Leistungs-Willen und den Team-Geist, um wieder Spitzenleistungen erzielen?
Mich fragt ja keiner. Aber wenn ich gefragt würde:
Ich hätte da ein paar Antwortvorschläge:
- Für die richtige Sache kämpfen – das bekommen wir Deutsche hin:
- mit einer neuen Geschichte
- und einer neuen Intelligenz.
Wenn wir unsere Geschichte richtig erzählen – nämlich aus einer globalen Perspektive - zeigt sich unsere Industrie als Lieferant von Lösungen für Klimafreundlichkeit, nicht als Verhinderer.
Wir können mit dem Export vorbildlich umweltfreundlicher Produkte und Prozesse dem Klima helfen. Viel mehr, als wenn wir durch immer mehr nationale Verbote und Vorschriften nur unser Land kaputt machen und Arbeitsplätze vernichten. Die ganze Welt braucht neue, Ressourcenschonende Technologien. Und wir, unsere Industrie, können sie in die Welt liefern.
Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, dann müssen wir schleunigst helfen, den CO2-Ausstoß nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie China, USA oder Indien zu verringern.
Wenn es zum Beispiel gelingt, in Indien jedes zweite Auto mit einer Brennstoffzelle auszurüsten, haben wir viel mehr erreicht, als wenn wir hier immer weiter an viel zu kleinen Schrauben drehen: z. B. Lastenfahrräder finanziell fördern oder alle Pakete mit E-Autos verteilen, während China in den nächsten 10 Jahren 260 Flughäfen baut.
Wir haben ein gut funktionierendes System, trotz Wachstum immer weniger Emissionen zu verursachen:
Durch den Jahr für Jahr sinkenden CO2-Deckel plus dem Zertifikate-Handel in Industrie und Stromerzeugung. Ein System, das auf Verkehr und Gebäude ausgedehnt werden muss.
Das funktioniert, lieber Herr Hellmann, so, als würde die FIFA Jahr für Jahr das Fußballfeld verkleinern. Die Folge wäre: alle Fußballer müssten immer trickreicher spielen.
Das wäre in jedem Fall effizient. Und viel besser, als wenn der Schiedsrichter die eine Mannschaft zwingt, das eine Bein hochzubinden, und die andere nur mit 8 Leuten zu spielen, wie es unser Staat mit seinen vielen Einzeleingriffen gerade tut.
Jetzt haben wir die riesige Chance, menschliche und künstliche Intelligenz zu einer neuen Vernunft zu verbinden.Eine Vernunft, die aus riesigen Datenmengen individuellere Lösungen erzielt und sich gut mit Systemen für das Management von Nachhaltigkeit- verbinden lässt. Diese Verbindungen sind in vielen hessischen Betrieben schon Standard.
Künstliche Intelligenz wird innerhalb des digitalen Veränderungs-prozesses eine exponierte Rolle einnehmen. KI treibt digitale Individualisierung industrieller Kundenangebote voran und verringert die Lasten der Massenproduktion.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus meinem Unternehmen, der OECHSLER AG. Das kenne ich halt am besten. Wir stellen mit 3D-Druck-Technologie individualisierte Produkte her:
- auf den Laufstil maßgeschneiderte Schuhsohlen mit Vorwärtsdrive für adidas,
- individuell zugeschnittene Sportwagensitze
- und an die Kopfform der American Football-Spieler angepasste Helme.
Mein Fazit:
Je personalisierter die Produktion,
- desto weniger Materialeinsatz
- desto weniger Energieverbrauch und
- desto weniger Müll.
Je individueller die gedruckte Geometrie, desto passgenauer das Produkt.
2. Freude am Wettbewerb, am Sich-Vergleichen, haben wir Menschen von Natur aus. Aber wir wollen, dass es dabei fair zugeht.
Wir Deutsche haben einen fairen Rahmen in unserer Verfassung verankert: unsere soziale Marktwirtschaft.
Deutschland ist unter allen Industrienationen das Land, das Alleinstehende und Doppelverdiener am höchsten mit Sozialabgaben und Steuern belegt.
Mehr als ein Drittel der deutschen Wirtschaftsleistung wird für Sozialausgaben verwendet (die Sozialleistungsquote lag 2020 bei 33,6 %).Trotzdem beklagen WIR uns immer häufiger, dass es bei uns noch an Verteilungs-Gerechtigkeit mangelt.
Verwöhnt von langen Jahren wachsenden Wohlstands sehen viele Deutsche nur die Dimension der sozialen Umverteilung – und wollen sie noch immer weiter in die Höhe schrauben.
Sie vergessen dabei, dass individuelle Leistung die Voraussetzung für eine erfolgreiche Marktwirtschaft ist.
Nur eine erfolgreiche Marktwirtschaft mit funktionierendem Wettbewerb und Wachstum kann eine soziale sein. Nun bekommen wir eine neue Bundesregierung.
Was ich mir für die neue Legislatur wünsche?
Dass unser Land den Mut aufbringt, bei Herausforderungen die Chancen der Freiheit zu nutzen, statt mit lauter Verboten zu antworten.
Wir brauchen:
- klare Leistungsorientierung,
- mehr Wettbewerb um die besten Lösungen,
- mehr Freude an Innovationen,
- weniger Bevormundung, Reglementierung und Bürokratie,
- und eine deutliche Absage an Mittelmäßigkeit.
Dann kann Deutschland als Land des Wohlstands bestehen. Es gibt keinen Wohlstand ohne Leistung -
- Weder für den Einzelnen.
- Noch für die Gesellschaft.
Es geht um kluge Balance, technologisch wie gesellschaftlich. Wir können auf die Kräfte des Marktes vertrauen. Dann wächst die Wirtschaft, dann sprudeln die Steuereinnahmen, dann klappt der Schuldenabbau. Alles ohne höhere Steuersätze!
3. Wir brauchen den wahren Sportsgeist, der Realitäts-Sinn mit dem unbedingten Leistungs-Willen und mit Team-Geist verbindet, ohne den Spitzenleistungen nicht gelingen. Den verkörpert für mich Michael Schumacher.
Er war maximal fokussiert: Sein Motto: „Wenn ich Rennen fahre, will ich nicht weniger als 100 % Leistung bringen“.
- Er hatte zwei großen Kraftquellen: seine Familie und sein Team. Von deren Wertschätzung wurde er getragen.
- Mich begeistert heute noch, mit welcher Akribie von frühmorgens bis spät in die Nacht er mit seinem Team aus einem legendären, aber schlechten ein konkurrenzfähiges Rennauto machte. Und so fuhr er nach 5 sieglosen Jahren 5 Formel-1-Weltmeisterschaften in Folge heraus.
- Mich faszinierte seine Lust am Schrauben und sein Drang, mit immer neuem Versuch & Irrtum zu Bestleistungen zu kommen. Er hat gerade nicht den Goliath gemacht, sich nicht von einer Markenlegende Ferrari einlullen lassen, sondern die Haltung Davids gelebt und sein Team so motiviert.
Diese stetige Optimierung und Leistungssteigerung ist für mich wahrer Sportsgeist und Unternehmergeist.
Heute geht es nicht mehr nur um Technologieführerschaft. Es genügt nicht mehr, in mehrjährigen Zyklen ein neues Modell zu entwickeln, das erst dann auf die Straße darf, wenn jedes Spaltmaß passt und alle Teile perfekt harmonieren. Heute geht es um den Mut, neue Geschäftsmodelle auszuprobieren.
Denken Sie an David!
Oder an die Plattformen im Silicon Valley, die den Markt neu definiert haben und dadurch groß geworden sind. Oder aktuell z. B. an die Weltraum-Unternehmen. Auch wenn wir vielleicht über deren aktuelle Kommerzialisierung den Kopf schütteln: Sie werden neue Wege öffnen. So ähnlich ging es den Zeppelinen vor 100 Jahren. Und dennoch begründeten sie damals die Luftfahrt und legten die Grundlage für unseren Weltflughafen.
Unternehmer dieses neuen Typus gehen experimentell vor:
Durch ständiges Optimieren bekommen Kunden stets das aktuell beste Produkt - und nicht eines, das vor fünf oder sieben Jahren so oder so erdacht wurde.
Der deutschen Wirtschaft muss es gelingen, den seit dem Wirtschaftswunder antrainierten Perfektionismus zu ergänzen:
um das angelsächsische "Trial and Error"-Prinzip.
Für die digitale Transformation unserer Wirtschaft brauchen wir deshalb auch
- einen Kulturwandel, in dem Fehler als natürlicher Prozess gesehen werden,
- eine neue Aufgeschlossenheit gegenüber dem besseren Neuen,
- praktische Umsetzungen, nicht nur Patentanmeldungen – darin sind wir Deutschen Vizeweltmeister,
- ein verändertes Miteinander. Wo es um Fähigkeiten, nicht um Hierarchien geht.
Diesen Geist eines spielerischeren Besserwerdens, das sich stetig entwickelt, wünsche ich mir für uns Hessen und Deutsche. Dafür brauchen wir ein politisches Entfesselungs¬jahrzehnt. Das soll die Hindernisse entfernen, um uns in einem harten globalen Wettbewerb Vorteile zu verschaffen.
Ich bin überzeugt, dass uns dieser Sportsgeist gemeinschaftlich zu neuer Wettbewerbsstärke tragen wird.
Als ehemaliger Feldhockey-Spieler weiß ich, wovon ich rede. Wir haben manchmal schrecklich hoch verloren, unser Trainer hat uns in der Kabine zusammengestaucht. Am nächsten Samstag brannten wir wieder darauf zu gewinnen. Nur so läuft’s. Auch in der Politik.
Einen schönen Abend mit vielen Einsichten und Ideen.
Vielen Dank!