Gute Wachstumspolitik und sinnvolle Investitionsanreize fordern Arbeitgeber Mittelhessen

agvm

Den Jahreswechsel nimmt der Vorstand des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes Mittelhessen (agvm) zum Anlass, um die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen 2018 noch einmal kritisch zu beleuchten.

"Wir blicken zurück auf ein turbulentes Jahr, das außenpolitisch geprägt war von aufreibenden Brexit-Verhandlungen und einer unberechenbaren US-Zollpolitik. Auf Bundesebene nahm nach extrem langen Verhandlungen im Frühjahr endlich die Große Koalition ihre Arbeit auf, während hier in Hessen nach den Wahlen im Oktober nun endlich die Weichen auf die Fortsetzung der bestehenden schwarz-grünen Landesregierung gestellt zu sein scheinen“, fasste der Vorsitzende des Verbandes, Wendel, zusammen: „Der Wirtschafts­standort Hessen steht als einer der drei wirtschaftsstärksten Länder derzeit noch gut da. Allerdings sind wir beim durchschnittlichen Wachstum im Vergleich zu anderen Regionen bereits zurückgefallen. Um hier weiter im Spitzenfeld bestehen zu können, haben wir klare Erwartungen an die gerade startende hessische Landesregierung: Zuallererst brauchen wir einen offenen Dialog zwischen Politik und Wirtschaft über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.

Um beispielsweise den digitalen Transformationsprozess zu bewältigen und als Betriebe wettbewerbsfähig bleiben zu können, muss die Landesregierung eine stringente Wachstumspolitik verfolgen. Hierfür benötigen wir in jedem Fall weniger Bürokratie, eine gute Infrastruktur und Erleichterungen z.B. bei der Grundsteuer, wenn wir bei den Firmen Anreize für Investitionen am Standort Hessen schaffen wollen. So gestärkte und unterstützte Unter­nehmen können die Chancen der Digitalisierung ergreifen und durch wirtschaftliche Weiterentwicklung neben dem Erfolg des Unter­nehmens letztlich auch die Arbeitsplätze sichern.“ Der zweite stellvertretende Vorsitzender des Verbandes, Timm, warf einen kritischen Blick auf die Arbeit der Bundesregierung und die verabschiedeten Gesetze der letzten Monate: „Die Wiedereinführung der paritätischen Krankenversicherung und die damit einhergehende Erhöhung des Gesamtversicherungsbeitrags trägt ebenso wenig zur Stärkung der Betriebe bei, wie die immer noch verheerenden Auswirkungen der Rente mit 63. Um unser wirtschaftliches Wachstum auch künftig zu sichern, dürfen die Arbeitgeber nicht noch weiter belastet werden.

Daher sollte jetzt sichergestellt werden, dass die Lohnnebenkosten langfristig die Grenze von 40 Prozent nicht überschreiten werden. Zudem existiert zur Stabilisierung unseres gesetzlichen Rentensystems keine Alternative zur Rente mit 67 und der Förderung von Maßnahmen, die ein an die längere Lebenserwartung angepasstes Erwerbsleben ermöglichen und aktiv fördern.“ Auch für das beschlossene Gesetz zur Teilzeitbeschäftigung findet der stellvertretende Vorsitzende deutliche Worte: „Das Recht der Arbeitnehmer, ab dem kommenden Jahr nach einer Teilzeitbeschäftigung wieder Vollzeit arbeiten zu dürfen, bedeutet für die Unter­nehmen einen extrem hohen Aufwand in der Personalplanung. Hier wird die Belastbarkeit der Betriebe wieder einmal extrem strapaziert.“

Weiterhin greife die  zunehmende Bürokratisierung zusehends in die so wichtige Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der Betriebe ein. Die Politik verhindere so, dass die heimische Wirtschaft sich auf die Herstellung von Produkten und dem Bereitstellen von Dienstleistungen – also ihrem eigentlichen Kerngeschäft – konzentrieren kann. Der ebenfalls stellvertretende agvm-Vorsitzende Rincker warnte vor den Auswirkungen des Fachkräfteengpasses: „Der Fachkräftemangel ist eines der derzeitig brisantesten Themen und wird bereits jetzt bei den mittelhessischen Unter­nehmen deutlich wahrgenommen. Engagierte und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach wie vor der wichtigste Baustein für Betriebe. Deswegen geben wir uns als Arbeitgeber große Mühe gerade auch für Nachwuchstalente attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und uns auf flexible Arbeitszeitmodelle einzulassen. Dennoch wird es immer schwieriger geeignete und motivierte Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Berufsorientierung an Schulen ist hier ein Teil der Lösung.

Unsere Unter­nehmen legen großen Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit heimischen Schulen, um so Schülerinnen und Schülern dabei zu helfen neben der schulischen Theorie auch betriebliche Praxis zu erfahren. Wir als Verband möchten die mittelhessischen Schulen weiterhin bei dieser herausfordernden Aufgabe unterstützen. Deswegen ist unsere Kooperation mit dem renommierten IW Junior Projekt, bei dem Jugendliche deutschlandweit bei der Neugründung einer eigenen Schülerfirma begleitet und betreut werden, ein besonderes Anliegen für unseren Verband. Schülerinnen und Schüler erhalten hierbei die Möglichkeit ihre innovativen Ideen umzusetzen, praxisorientierte Einblicke in das Berufsleben zu erhalten und ihr unternehmerisches Denken zu schulen. Unsere Verbundenheit konnten wir noch einmal dadurch verdeutlichen, dass wir in diesem Jahr den hessischen Junior-Landeswettbewerb hier zu uns nach Wetzlar geholt haben“, betonte Rincker.

(Quelle: agvm)

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