Jahresrückblick des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes

Die letzten Tage im Dezember nutzt der Vorstand des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes Mittelhessen (agvm) traditionell für einen kritischen Rückblick auf die wichtigsten Themen des abgelaufenen Jahres.

Besonders die ergebnislosen Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl im Herbst sorgen für fragende Gesichter bei den heimischen Unternehmern.

Klaus-Achim Wendel,
Vorsitzender des agvm, verwies noch einmal auf die Wichtigkeit einer handlungsfähigen Regierung: „In den vergangenen Wochen wurden wir alle regelmäßig Zeuge davon, dass sich die unterschiedlichen Parteien in den Koalitionsgesprächen immer wieder durch das Herausstellen von Differenzen profilieren, anstatt nach den häufig doch vorhandenen Gemeinsamkeiten zu suchen. Natürlich haben wir als Wirtschaft ein gewisses Maß an Verständnis dafür, dass sich am Ende in jeglicher Koalition die beteiligten Akteure mit ihren Zielen und Forderungen wiederfinden möchten. Dennoch geht es genau jetzt darum, Deutschland in eine stabile Zukunft zu führen und auf diese Weise durch verantwortliches Handeln weiter an der Erfolgsgeschichte unseres Landes mitzuwirken. Nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche hoffen wir nun, dass mögliche Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD nicht erneut von Maximalforderungen belastet werden. Nach teuren Fehlentwicklungen aus der letzten Legislaturperiode, wie beispielsweise der Rente mit 63, fordern wir nun endlich die Lohnnebenkosten auf maximal 40 Prozent festzuschreiben, anstatt über weitere Kostentreiber wie die Einführung einer Bürgerversicherung zu diskutieren.“     

Besonders die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland dürfe nicht durch weitere Verteuerung der Lohnkosten gefährdet werden.

Fritz Georg Rincker,
stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, erläuterte, warum die Betriebe gerade jetzt ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen benötigen: „Die Digitalisierung wird alle Branchen vor die Frage stellen, wie sich jeder einzelne Betrieb mit neuen technischen Möglichkeiten, vor allem aber mit Investitionen in die Weiterbildung der Mitarbeiter fit für kommende Herausforderungen machen kann. Diese Bemühungen werden allerdings nur dann wirklich dauerhaft erfolgreich sein, wenn von Seiten der Politik Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Anstrengungen der Wirtschaft gezielt unterstützen. Hier wären bekannte Maßnahmen, wie der flächendeckende Breitbandausbau ebenso zu nennen, wie eine längst überfällige Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes. Denn die veralteten Regelungen zum achtstündigen Arbeitstag und zu einer elfstündigen Ruhezeit führen immer noch dazu, dass eine flexible Nutzung von modernen Arbeitsformen, wie etwa das mobile Arbeiten, rein rechtlich nur eingeschränkt genutzt werden können. Denn beantwortet ein Mitarbeiter um 22:00 Uhr eine dienstliche Email, kann er am nächsten Morgen um 08:00 Uhr zwar seine Kinder in die Schule bringen, jedoch nicht gesetzeskonform ins Büro fahren. Hier benötigen wir einfach mehr Flexibilität im Sinne von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.“   

Der zweite stellvertretende Vorsitzende des agvm, Jürgen Timm, stellt die Herausforderungen durch den Fachkräftemangel heraus: „Ein wichtiges Ziel wird es auch in Zukunft bleiben, genügend geeignete Bewerber für die vielen freien Lehrstellen in Mittelhessen zu finden, um so dem Fachkräftemangel weiterhin erfolgreich begegnen zu können. Hier hat sich das Thema Berufsorientierung in den vergangenen Jahren als ein wichtiger Baustein zur Vermeidung von Fehlentscheidungen am Übergang zwischen Schule und Beruf erwiesen. Zusammen mit unseren heimischen Betrieben haben die mittelhessischen Schulen inzwischen verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Jugendlichen im Rahmen der Schulzeit einen möglichst breiten Einblick in unterschiedliche Berufsfelder zu geben. Auch wir als Verband unterstützen dieses wichtige Engagement, z.B. durch unsere Kooperation mit IW Junior, die seit vielen Jahren ein deutschlandweit erfolgreiches Projekt zur Einrichtung von Schülerfirmen anbieten. In unterschiedlichen Funktionen wie beispielsweise Geschäftsführer, Marketingverantwortliche oder Produktionsmitarbeiter können Schülerinnen und Schüler hier im Verlaufe eines Schuljahres ein selbstgegründetes Unter­nehmen mitgestalten. So werden nicht nur unternehmerisches Denken, sondern auch betriebswirtschaftliches Grundwissen wie etwa eine saubere Buchhaltung vermittelt.“ 

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