Ölheizungen bei der Modernisierungsförderung mitdenken

Verband für Energiehandel Südwest-Mitte e.V.

Der Blick auf das vergangene Geschäftsjahr müsste Thomas Rundel, Energiehändler aus Singen und Vorsitzender des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte e.V. (VEH), eigentlich versöhnlich stimmen: Die Heizölpreise haben sich nach 2018 auf einem für Verbraucher, Händler und Erzeuger fairen Preis eingepegelt und stehen aktuell bei etwa 70 bis 72 Ct/l einer 3.000-Liter-Order und damit etwa im Preismittel dieses Jahres.

„Die Kunden haben auf die günstige Preislage reagiert und ihre Tanks wieder aufgefüllt. Bei den vergleichsweise stabilen Preisen der letzten Wochen, bevorraten sich die meisten“, erklärt Rundel. Aktuell sei mit einer Lieferfrist von 20 Tagen zu rechnen.

Sorgen bereiten dem Mittelständler und seinen Kunden jedoch die energiepolitischen Entwürfe und Debatten, die 2019 mit Macht vorangetrieben wurden. „Es herrscht Orientierungslosigkeit bei unseren Kunden. Viele sprechen uns Händler auf die Gesetzes- und Verordnungsentwürfe an und fragen, wie sie in Zukunft heizen können“, berichtet Rundel und fordert: „Wir brauchen eine in sich stimmige Gesetzgebung und eine verständliche Fördersystematik, die die Effizienzsteigerung aller Systeme, auch für Ölheizungen, voranbringt. Denn wie in der Gasversorgung, liegt in der Ölheizung das Potenzial für eine klimaneutrale Technologie – über erneuerbar erzeugte flüssige Brennstoffe.“

E-Fuels – erneuerbare Brennstoffe für die klimaneutrale Ölheizung

E-Fuels sind flüssige Kraft- und Brennstoffe, die mithilfe von erneuerbarem Strom aus Reststoffen oder aus CO2 und Wasserstoff produziert werden. „Um bis 2050 über großtechnische Produktionsanlagen ausreichende Mengen E-Fuels für klimaneutrale Wärme bereitzustellen, muss die Politik jetzt Planungssicherheit schaffen. Dazu gehört, E-Fuels als CO2-neutral anzuerkennen“, erklärt Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des VEH. Ein großer Vorteil von E-Fuels sei, dass sie im Rahmen des Markthochlaufs sukzessive zum Heizöl, Benzin oder Kerosin beigemischt werden können und damit nach und nach den CO2-Ausstoß senken.

Politik verpasst den Energiewende-Pfad für flüssige Energieträger

Die Bundesregierung schreibt Hauseigentümern künftig vor, beim Einbau neuer Heiztechnik erneuerbare Energien in die Wärmeversorgung einzubinden. Sie fördert diesen Schritt jedoch nicht mehr, wenn die Heizung Öl als zweiten Energieträger nutzt. „Die aktuellen Entwürfe zur Fördersystematik für Gebäudemodernisierung ignorieren das Potenzial der Ölheizung. Das ist bei den mehr als drei Millionen ölbeheizten Gebäuden besonders kritisch, die nicht einfach an ein Gas- oder Fernwärmenetz angeschlossen werden können“, so Funke. Technisch können diese Gebäude bis 2050 Schritt für Schritt mit einer klimaneutralen Wärmeversorgung ausgerüstet werden: über die Dämmung der Gebäudehülle - die Heizungsmodernisierung mit effizienter Brennwerttechnik - die Einbindung erneuerbarer Energien - und schließlich die Nutzung von E-Fuels für den Energiebedarf, der dann noch besteht. Dieser Energiewendepfad ist für Eigentümer immer noch sehr anspruchsvoll, aber eher realisierbar, als die Komplettsanierung ihres Hauses auf einen Standard, bei dem eine Wärmepumpe die aktuelle Ölheizung ersetzen könnte.

„Dass der Energiewende-Pfad mit einer Ölheizung nicht mehr gefördert werden soll, eine Modernisierung mit Gasheizung jedoch schon, ist für uns Händler und für Verbraucher nicht nachvollziehbar. Das setzt ein fatales Zeichen. Anstatt zu motivieren, veranlasst die Bundesregierung unsere Kunden dazu, ihre alte aber zuverlässige Ölheizung möglichst lange zu betreiben. Wir brauchen hier tatsächlich die Technologieoffenheit, von der CDU und SPD stets sprechen“, fordert Rundel. Das schließe auch die Förderung von Öl-Hybridheizungen ein.

Über den VEH
Der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte e. V. (VEH) vertritt die Interessen von rund 400 vorwiegend mittelständischen Mitgliedsfirmen aus dem Brennstoff- und Mineralölhandel. Zum Verbandsgebiet gehören Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen. Die Mitgliedsunternehmen decken ca. 80 Prozent des Marktvolumens aller im Verbandsgebiet ansässigen Händler ab, dies entspricht etwa einem Drittel des gesamtdeutschen Brennstoffmarktes. Das Portfolio umfasst Heizöl, Holzpellets, Kohle, Kraft- und Schmierstoffe, technische Gase sowie vereinzelt Erdgas und Strom.

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