VhU-Forum zur Bau- und Wohnungspolitik

Brömer: „Land und Kommunen sollen kostengünstiges Wohnen durch Deregulierung, mehr Bauland und modulare Bauweisen zulassen“- „Den Bauherren müssen Innovationen erlaubt werden!“

Frankfurt am Main. Damit kostengünstiger Wohnraum schneller geschaffen wird, sollten Land und Kommunen auf modulare Bauweisen setzen, mehr Bauland ausweisen und das Baurecht deregulieren statt es mit neuen Vorschriften aufzublähen, sagte Jörg Brömer, Vorsitzender des Bauauschusses der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) beim heutigen VhU-Bauforum in Frankfurt zum Thema ‚Kostengünstiges Wohnen durch serielles Bauen‘.

Brömer: „Statt Investitionen in Eigentumswohnungen erschweren zu wollen, wie von einigen Kommunen gewünscht, sollten alle Möglichkeiten eröffnet werden, mehr Mieter zu Eigentümern zu machen, damit insgesamt mehr Mittel im Wohnungsbau investiert werden“, sagte Brömer, der geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Brömer & Sohn GmbH in Wiesbaden ist. Er kritisierte dabei den Koalitionsvertrag von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen in der Stadt Frankfurt, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen unter einen Genehmigungsvorbehalt zu stellen.

„Wir Bauunternehmen stehen mit konkreten Lösungsvorschlägen bereit, den akuten Wohnungsbedarf zu decken. Mit industriellen Bauweisen können wir sehr schnell Wohnraum planen lassen und bauen. Das geht aber nur, wenn überzogene Anforderungen und unnötige Bürokratie reduziert werden, damit die Bauherren selbst entscheiden können“, sagte Brömer.

Dr. Thomas Reimann, Vorstandsvorsitzender der Alea AG, Bad Vilbel und stellvertretender Vorsitzender des VhU-Bauausschusses, sagte: „Durch eine Absenkung von Baustandards können serielle Bauweisen deutlich vergünstigt werden. Konkrete Ansatzpunkte wären die Begrenzung des Schallschutzes auf die Mindestanforderungen, eine Flexibilisierung der Stellplatzordnung durch die Kommunen, der Verzicht auf Fassaden- und Dachbegrünung oder eine temporäre Aussetzung von Anforderungen an die Barrierefreiheit, vor allem dann, wenn durch intelligente Systembauweise Nachrüstungen möglich sind.“

Henning Metz, Niederlassungsleiter der Dreßler Bau GmbH in Darmstadt, sagte: „Wenn wir den Bau von mehr als 350.000 Wohnungen bewältigen möchten, brauchen wir mehr industriell vorgefertigte Lösungen. Die Politik kann diese unterstützen, indem sie die im Herbst 2015 beschlossenen zeitlich befristeten Erleichterungen im Baugesetzbuch, dem Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) und der Energieeinsparverordnung (EnEV) fortschreibt und verlängert. “

Michael Wißler, Geschäftsführer der Ulrich GmbH in Fulda, sagte: „Die Zwangsverteuerung der Baukosten durch die ständig erweiterten Vorschriften der EnEV muss endlich gestoppt werden. Vorschriften wie die Zwangsbelüftung in Bauwerken kosten unendlich viel Geld und bringen an vielen Stellen keinerlei ökologischen Mehrwert. Die steigenden Betriebskosten, die sich durch immer mehr Anlagentechnik ergeben – das macht sich insbesondere in den Stromkosten bemerkbar – treffen vor allem die Nutzer dieser Gebäude. Gerade bei einkommensschwachen Haushalten führt dies dazu, dass diese moderne Technik ausgeschaltet oder unzureichend gewartet wird. Die langlebigere Baukonstruktion muss daher stärker im Fokus stehen, als die Anlagentechnik, die wartungsintensiv und deutlich kurzlebiger ist.“

Frank Durand, Bauoberleiter der Ed. Züblin AG in Frankfurt am Main, sagte: „Serielle Bauweisen bergen enormes Potenzial für die Erstellung preiswerten und zugleich qualitativ hochwertigen Wohnraums und zeigen innovative Ansätze zum energieeffizienten Bauen auf. Die Landesregierung kann solche Lösungen unterstützen, indem sie bei der bevorstehenden Novellierung der Hessischen Bauordnung auf kostentreibende Standards verzichtet, die über die Musterbauverordnung des Bundes hinausgehen. Nur wenn die Bauherren mehr selbst entscheiden dürfen, werden sich innovative Verfahren durchsetzen. Deregulierungen in einzelnen Bundesländern sollten von den anderen übernommen werden.“

Brömer betonte, die Politik habe „die wichtigsten Schalthebel“ in der Hand, um das Angebot an kostengünstigem Wohnraum rasch ansteigen zu lassen. Er forderte, die Regelungen des Baurechts, wie die Hessische Bauordnung und die kommunalen Satzungen auf den Prüfstand zu stellen: „Es geht zum Beispiel um die Milieuschutz-, Erhaltungs-, Stellplatz-, Baugestaltungs- und Vorgartensatzungen. Auch sollten die Kommunen ihren prognostizierten Flächenbedarf und ihr angestrebtes Wohnflächenangebot abstimmen und untereinander ausgleichen.“

Am VhU-Bauforum nahmen ferner teil:
Elke Barth MdL, Mittelstandspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Ulrich Caspar MdL, Wohnungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Thomas Platte, Direktor Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen, Bettina Stark-Watzinger, Generalsekretärin des FDP-Landesverbands Hessen. Olaf Cunitz (Bündnis 90/Die Grünen), Bürgermeister und Dezernent für Planen und Bauen der Stadt Frankfurt am Main, musste krankheitsbedingt absagen.

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