Dirk Pollert im hr-iNFO Interview zu den Lockerungen in der Corona-Krise

Dirk Pollert im Interview mit Vanessa Rothe, hr-iNFO

Ist die hessische Wirtschaft erleichtert über die Lockerungen?

Wir sind als hessische Wirtschaft erleichtert, dass die Politik in Bund und Land einen ersten gewichtigen Schritt zur Rückkehr in ein normales wirtschaftliches Leben geht. Die erfolgten Lockerungen sind Schritte in die richtige Richtung – unterstellt, dass wir alle weiter konsequent mitmachen: Abstände einhalten, Kontakte beschränken, Hygienevorschriften einhalten, also dazu beitragen, dass die Verlangsamung der Verbreitung weiterhin konsequent betrieben wird. Dann kann und wird die Politik in Bund und Land am 30.04. weitere Lockerungen beschließen, die für Gastronomie, Hotels und größere Geschäfte dringend erforderlich sind.

Wir haben natürlich gehofft, dass es auch in der Gastronomie [und Hotellerie] schon ab kommender Woche zu ersten Lockerungen in der 1. Stufe kommt und fordern natürlich, dass dies zum 3. Mai dann erfolgen kann. Selbst Präsident Kink vom hessischen Hotel- und Gaststättenverband sagte aber auch, Gesundheitsschutz geht gegenwärtig vor, Rückschläge durch hochschnellende Infektionszahlen wären fatal. Daher noch einmal meine Bitte an alle: Machen wir im Privaten und Beruflichen mit, halten wir uns an die Abstandsgebote mit Hygienevorschriften. Dann bin ich guter Hoffnung, dass die Entwicklung der Infektionszahlen am 30.04. auch ein Beschluss der Politik in Bund und Land zu weiteren Lockerungen erlauben, die für Gastronomie, Hotels und größere Geschäfte dringend erforderlich sind. Sollten bedingt durch den Infektionsschutz weitere Lockerungen nicht zeitnah erfolgen, muss es zu Nachbesserungen bei den Unterstützungsleistungen kommen, wenn Insolvenzen und nach Möglichkeit auch betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen.

Wie schaut es in den unterschiedlichen Sektoren aus?

Handel
Wir haben gehofft, dass es zu einer Größen- und branchenunabhängigen Lösung über konsequente Abstandsregelungen und Hygienevorschriften kommt. Jetzt haben wir befristet Wettbewerbs­verzerrungen und hoffen, dass diese zum 04.05. dann ihr Ende finden.

Industrie
Für die Industrie war es besonders wichtig, dass die Autohändler wieder aufmachen können, da niemand produziert, wenn sein Produkt nicht verkauft werden kann. Wir haben in Hessen viele Automobilzulieferer aus der M+E-Industrie, der Chemieindustrie oder auch Textilindustrie. Ebenso wichtig ist, dass unter Beachtung der Vorschriften des Arbeitsschutzes alle die Ärmel hochkrempeln und bestehende Aufträge und Wünsche der weltweiten Kunden vor Ort zügig in hoher Qualität abgearbeitet werden. Fatal wäre, wenn Aufträge ohne Not an ausländische Standorte vergeben werden.

Schulen
Wir teilen die Überlegungen, dass Abschlussklassen – hoffentlich auch Berufsschulklassen – priorisiert in Hessen ab Ende April wieder geöffnet werden. Ich bin mir auch sicher, dass – durch intelligente Konzepte: kleinere Klassen, Konzentration auf Kernfächer zu Beginn –  dies gut klappen wird. Wir hoffen, dass dies schnellstmöglich schrittweise für weitere Klassen erfolgt und auch Grundschüler und Kindertagesstätten ihre Bildungsarbeit und Betreuung aufnehmen können, damit für Familien und Alleinerziehende diese Extremsituation – Home Office und Home Schooling – ihr Ende findet.

Perspektive und Planungssicherheit

Unternehmer brauchen Perspektive und Planungssicherheit – auch in solchen Zeiten – um mit zupackender Zuversicht ihr Unter­nehmen voranzubringen. Wir sind dankbar über Kurzarbeit und Soforthilfen, wollen aber alle schnellstmöglich durch den dunklen Tunnel, um zu einem normalen wirtschaftlichen Leben zurückzukehren.

Zum Nachhören im PODCAST  "Neustart für die Wirtschaft: Der Weg aus dem Lockdown"
Quelle: hr-iNFO

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