Stromausfälle 2020

Dr. Ortlieb: „Weniger Stromausfall in Hessen – gut für den Wirtschafts­standort. Aber Statistik hat blinde Flecken: Besseres Monitoring kurzer Ausfälle nötig.“

Frankfurt am Main. Hessische Stromverbraucher waren im Jahr 2020 durchschnittlich 8,64 Minuten ohne Strom – 1,67 Minuten weniger als im Vorjahr und 2,09 Minuten weniger als im Bundesdurchschnitt. „Hessen hatte die zweitkürzesten Stromunterbrechungen nach Mecklenburg-Vorpommern. Das ist eine erfreuliche Bilanz und zeigt: die Stromnetzbetreiber und Energieversorger in Hessen leisten gute Arbeit. Hessische Unter­nehmen sind auf eine möglichst unterbrechungs- und schwankungsfreie Stromversorgung angewiesen. Sie ist Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg“, kommentierte Dr. Birgit Ortlieb, Vorsitzende des VhU-Energieausschusses, die kürzlich veröffentlichten Daten der Bundesnetzagentur zur Unterbrechung der Stromversorgung im Nieder- und Mittelspannungsnetz für das Jahr 2020.

Demnach sank die Dauer der Stromunterbrechungen deutschlandweit von 16,89 Minuten im Jahr 2008 auf 10,73 Minuten im Jahr 2020. In Hessen sank die Dauer der Stromunterbrechungen im gleichen Zeitraum von 10,05 Minuten auf 8,64 Minuten.

Weniger Stromunterbrechungen in Hessen

Quelle: Bundesnetzagentur 2021: Kennzahlen der Versorgungsunterbrechung Strom

Trotzdem mahnte Dr. Ortlieb zur Vorsicht, denn erfasst werden lediglich Stromausfälle, die länger als drei Minuten andauern und die nicht auf höhere Gewalt wie z.B. Wetterereignisse zurückzuführen sind. Dr. Ortlieb: „Wir brauchen ein noch besseres Monitoring, das auch kürzere Unterbrechungen und Spannungsschwankungen erfasst. Das ist für die Industrie besonders wichtig Derzeit hat die öffentliche Statistik noch blinde Flecken unterhalb dieser drei Minuten. Diese Daten müssen ebenfalls standardmäßig erfasst und veröffentlicht werden. Je präziser die Technik, desto wichtiger wird eine sichere und möglichst schwankungsfreie Stromversorgung.“

Bislang sei dem Aspekt schwankungsfreier Versorgungssicherheit beim Umbau des Stromversorgungssystems zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Dabei setzten Zukunftsfelder wie Digitalisierung von Produktionsprozessen, Telemedizin und teil-autonomes Fahren im Verkehr eine Stromversorgung voraus, die nahezu frei von Unterbrechungen und Spannungsschwankungen sei. Gleichzeitige führe die zunehmend volatile Einspeisung von Ökostrom zu neuen Herausforderungen für die Stromnetze. Dr. Ortlieb: „Die nächste Bundesregierung sollte der Stromnetzqualität und der Vermeidung von Schwankungen mehr Aufmerksamkeit widmen. Durch verbesserte Rahmenbedingungen muss sie die Sicherheit und Qualität der Stromversorgung erhöhen.“


Hintergrundinformation
Stromnetzbetreiber berichten der Bundesnetzagentur jährlich über alle in ihren Netzen aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen, die länger als drei Minuten dauern. Der jeweilige Bericht enthält Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache der Versorgungsunterbrechungen.

Für das Jahr 2020 haben 860 Netzbetreiber insgesamt 162.224 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung übermittelt. Die Anzahl der Störungsmeldungen nahm gegenüber dem Vorjahr um etwa 2.400 Meldungen zu.

Aus diesen Daten ermittelt die Bundesnetzagentur den sogenannten SAIDI-Index („System Average Interruption Duration Index“). Dieser Wert gibt die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres an. Der SAIDI-Wert von 10,73 für das Jahr 2020 bedeutet demnach, dass ein Stromverbraucher in 2020 durchschnittlich 10,73 Minuten keinen Strom hatte.

Nicht erfasst im SAIDI-Index sind Versorgungsunterbrechungen unter drei Minuten sowie Unterbrechungen, die auf Ereignisse der höheren Gewalt wie z.B. Gewitter oder Überschwemmungen zurückzuführen sind.

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