VhU-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert im Interview: Was bedeutet Arbeit?

Das Interview wurde geführt für die Bundesagentur für Arbeit

Was bedeutet Arbeit für Sie?

Wer arbeitet schafft etwas, das einen Wert hat. Deshalb ist Arbeit die Grundlage für den Wohlstand in unserer Gesellschaft. Jeder Mensch kann aus seiner Arbeit zu Recht ein positives Selbstwertgefühl ziehen. Außerdem strukturiert sie den Ablauf des Alltags und ermöglicht soziale Kontakte und Anerkennung. Für mich ist sie deshalb eine tiefe Quelle von Lebenssinn, Selbstvertrauen und Zufriedenheit. Arbeit hat damit in der Regel einen außerordentlich positiven Einfluss auf die Gesundheit des Einzelnen, wenn Privates und Berufliches richtig ausbalanciert sind.

Ich bin sehr froh, dass ich in meinen verschiedenen bisherigen beruflichen Funktionen und Stationen stets große Gestaltungsmöglichkeiten hatte und habe.

Was wäre, wenn es keine Arbeitslosenversicherung/Grundsicherung in Deutschland gäbe?

Sowohl die Arbeitslosenversicherung als auch die Grundsicherung für Arbeitslose bieten wichtige und wertvolle Unterstützung für Arbeitslose und Arbeitsuchende. Wichtigste Aufgabe der Arbeitslosenversicherung ist die möglichst professionelle, schnelle und nachhaltige Vermittlung, Beratung und Förderung. Außerdem sichert sie bei vorübergehender Arbeitslosigkeit den Lebensstandard der Versicherten zumindest zum Teil. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs hat die Arbeitslosenversicherung eine wichtige Stabilisierungsfunktion. Daneben sichert die Grundsicherung für Arbeitsuchende allen bedürftigen Leistungsberechtigten ein menschenwürdiges Leben. Auch die Jobcenter müssen nach dem Grundsatz des Förderns und Forderns alles daran setzen, dass der Leistungsempfänger möglichst rasch wieder eine dauerhafte Tätigkeit aufnimmt.

Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft der Arbeit aus?

Die Arbeit der Zukunft hat bereits begonnen. Sie wird bestimmt durch den gigantischen Strukturwandel der digitalen Transformation, von Industrie 4.0, künstlicher Intelligenz und einer steigenden Dienstleistungsintensität. Die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, zum Beispiel durch die Digitalisierung, sind nur teilweise vorhersagbar. Wir stehen ja erst am Anfang der Entwicklung. Klar ist jedoch, dass durch die Digitalisierung der Wirtschaft neue Geschäftsmodelle, neue Dienstleistungen, geänderte vernetzte Prozesse und dadurch bedingt viele neue Jobs entstehen werden. Zugleich werden aber auch einige Berufs- und Tätigkeitsprofile, die durch Maschinen ersetzt werden können, an Bedeutung verlieren oder ganz verschwinden. Das war schon immer so. Neu ist das Tempo.

Digitalisierung funktioniert aber nicht ohne Menschen – sondern mit smarten Arbeitsprozessen, die erst durch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ihre Wirkung entfalten. Sicher ist dabei, dass viele Aufgaben immer komplexer werden und wissenszentrierte und vernetzte Arbeitnehmer ihre Qualifikationen während der Dauer des Berufslebens immer neu anpassen müssen. An vielen Stellen braucht die hessische Wirtschaft zunehmend mehr theoretisch wie praktisch gleichermaßen qualifizierte Fachkräfte. Wir brauchen Generalisten, die sich immer wieder neu spezialisieren und lösungsorientierte Praktiker mit solidem theoretischem Fachwissen. Es bleibt also spannend und viele Tätigkeiten werden sogar noch abwechslungsreicher und interessanter!

Das Interview wurde am 01.10.2018 für die Bundesagentur für Arbeit geführt

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