VhU zu den Arbeitsmarktzahlen im Januar 2023 in Hessen

Pollert: Arbeitsverwaltung muss Integrations- und Brückenfunktion von Zeitarbeit besser nutzen // Zeitarbeit auch für Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten ermöglichen

Frankfurt am Main. Im Januar 2023 waren rund 179.000 Personen arbeitslos, rund 11.000 mehr als im Vormonat. Knapp 110.000 Stellen sind in Hessen unbesetzt, darunter mindestens 11.000 in der Zeitarbeitsbranche. Hessenweit sind rund 60.000 Personen in der Zeitarbeit beschäftigt, rund 2 % aller Beschäftigten in Hessen.

„Zeitarbeit ist ein entscheidender Integrationsmotor für den Arbeitsmarkt. Die hessischen Arbeitsagenturen und Jobcenter sollten Zeitarbeit noch stärker als Vermittlungschance nutzen. Und die hessische Landesregierung sollte sich mit einer Bundesratsinitiative gegen beschäftigungshinderliche Restriktionen bei der Zeitarbeit einsetzen: vor allem für eine Aufhebung der Höchstüberlassungsdauer und für die Beseitigung des unsinnigen Zeitarbeitsverbots für ausländische Arbeitnehmer von außerhalb der EU. Wir können es uns schon längst nicht mehr erlauben, wertvolles Potenzial zu verschenken, das uns gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel helfen könnte“, erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.

Die derzeit grundsätzlich geltende Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten sei zu knapp bemessen und führe dazu, dass rund ein Drittel der Zeitarbeitnehmer trotz guter Leistung aus den Kundeneinsätzen abgemeldet werden müssten. „Vor allem kleine und mittelgroße Unter­nehmen würden von Aufhebung des Verbots einer Erwerbszuwanderung in die Zeitarbeit profitieren. Denn sie haben meist kein Expertenwissen im komplizierten Ausländerrecht und sind mit den bürokratischen Hürden des Einwanderungsprozesses überfordert. Personaldienstleister können Betriebe an dieser Stelle wirksam unterstützen. Daher sollte die hessische Landesregierung ihre fünf Stimmen im Bundesrat für neue Beschäftigungschancen in der Zeitarbeit einsetzen“, so Pollert.

Pollert sagte, die ungerechtfertigte Dämonisierung von Zeitarbeit als „prekäre Beschäftigung“ verkenne deren wichtige Integrations- und Brückenfunktion: „Mit Zeitarbeit erhalten auch Geringqualifizierte, Neuzuwanderer und Berufseinsteiger eine größere Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Aber auch Langzeitarbeitslose profitierten: „Bundesweit erfolgten im vergangenen Jahr rund 15 % der Beschäftigungsaufnahmen von Langzeitarbeitslosen in die Zeitarbeit. Deutlich mehr ist hier noch möglich: dafür müssen Jobcenter und Arbeitsagenturen Zeitarbeit vermehrt als echte Beschäftigungs- und Aufstiegschance begreifen und Langzeitarbeitslose gezielt vermitteln. Denn Zeitarbeit erleichtert nicht nur den Berufseinstieg, sondern ermöglicht Berufserfahrung, Kompetenzen und Kontakte und ist damit oft auch der Grundpfeiler für den weiteren Karriereweg. Beschäftigungschancen und damit Zeit dürfen nicht verschenkt werden, denn je länger die Arbeitslosigkeit andauert, desto höher werden die Einstiegshürden, weil einmal erlernte Fähigkeiten und Tugenden wie Disziplin und Pünktlichkeit verloren gehen“, so Pollert abschließend.

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Ansprechpartner
Stefan Hoehl

Dr. Stefan Hoehl
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik