Trotz der Lockerungen befindet sich der hessische Arbeitsmarkt im Krisenmodus: Die hessische Wirtschaft spürt weiterhin massiv die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Geschäftsentwicklung in Industrie, Handel und Dienstleistung. „Zwar versuchen die hessischen Unternehmen alles, um ihre Beschäftigten halten zu können. Gerade Kurzarbeit hilft gegenwärtig sehr, durch den dunklen Tunnel zu kommen. Dennoch wirkt sich die voraussichtlich bis Ende 2021 oder noch länger andauernde niedrigere Geschäftsentwicklung für viele hessische Unternehmen leider auch zunehmend als Rückgang bei den Arbeitsplätzen aus“, erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der VhU.
Aktuell werden leider mehr Arbeitsverhältnisse beendet als neue geschaffen. „Deshalb müssen wir alle unsere Anstrengungen darauf richten, die hessischen Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wir brauchen dauerhaft ein Belastungsmoratorium bei Steuern und Abgaben, mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und insbesondere auch im Arbeitsrecht. Der Gesamtsozialversicherungsbeitrag muss dauerhaft unter 40 Prozent bleiben“, so Pollert.
Statt temporärer Entlastungen braucht es mutige und kluge Weichenstellungen, um die Belastungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu verringern. Statt kurzfristiger Lockerungen muss auch das deutsche Arbeitszeitgesetz dauerhaft an die Anforderungen der globalen und digitalisierten Wirtschaft angepasst werden. Denn die hessische Wirtschaft muss unverändert den Strukturwandel der Digitalisierung und die Chancen von Wirtschaft 4.0 meistern.
„So richtig und wichtig alle aktuellen Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung sind, entscheidend für die Zukunft einer digitalen arbeitsteiligen Arbeitswelt ist, wie die Politik gezielt den Beschäftigungsaufbau auch besser unterstützt: Mit flexiblen Beschäftigungsformen, niedrigen Lohnzusatzkosten und einem modernen Arbeitszeitgesetz können Arbeitsplätze langfristig gehalten und neue geschaffen werden.“ Besonders flexible Beschäftigungsformen, wie Zeitarbeit oder Befristungen, helfen in Zeiten der Ungewissheit über die Kontinuität der Auftragsentwicklung, Aufträge erst einmal anzunehmen und daran zu arbeiten, sie zu verstetigen. Auch wird so gerade Berufsanfängern, Geringqualifizierten oder Langzeitarbeitslosen der Weg in Arbeit erleichtert. „Eine Einschränkung solcher Beschäftigungsformen unter der falschen Etikettierung prekärer Arbeitsverhältnisse verhindert oder verlangsamt Neueinstellungen – gerade in schwierigen Zeiten. Wir alle wollen aber einen entfesselten Neustart“, so Pollert.
Weiterführende Informationen:
VhU-Standpunkt: Flexible Beschäftigungschancen nutzen
VhU-Standpunkt: Reform des Arbeitszeitgesetzes für mehr Flexibilität
VhU-Standpunkt: Sozialversicherungsbeitrag bei 40 % begrenzen