VhU zu den Arbeitsmarktzahlen im Mai 2022

Pollert: „Fachkräftemangel auf besorgniserregendem Niveau // Zentrale Ausländerbehörde für beschleunigte Fachkräfteverfahren jetzt auch in Hessen schaffen“

Frankfurt am Main. Die Zahl der Arbeitslosen ist von April auf Mai um 3.600 auf rund 152.600 gesunken. Die Zahl der offiziell gemeldeten offenen Stellen in Hessen hat mit derzeit rund 54.000 um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert zugelegt. Einschließlich der nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen sind rund 120.000 Stellen in Hessen zu besetzen.

„Wenn wir den Fachkräftemangel nicht in den Griff kriegen, wird dies zu einer dauerhaften Aufschwungbremse. Bereits jetzt klagt fast die Hälfte aller Unter­nehmen darüber, dass ihre Geschäfte durch den Fachkräftemangel ausgebremst werden. Die Fachkräftelücke in den MINT-Fächern Mathematik, IT, Naturwissenschaften und Technik liegt auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnung 2011. Vor dieser Entwicklung haben wir lange gewarnt. Leider wurden diese Warnungen von Teilen der Politik aber genauso lange nicht nur in den Wind geschlagen, sondern mit der Frührente ab 63 durch den Bundesgesetzgeber sogar noch verschärft. Wenn hier nicht schnell ein Kurswechsel stattfindet, wird sich die Lage weiter verschlechtern, mit massiven negativen gesamtwirtschaftlichen Folgen“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).

„Um den Brain Drain erfahrener Arbeitskräfte zu stoppen, fordern wir als VhU die Landesregierung auf, sich für ein Ende der Rente mit 63 einzusetzen. Allen sollte aber auch klar sein, dass wir viel mehr qualifizierte Zuwanderung brauchen, insbesondere aus Nicht-EU-Ländern. Die Probleme zeigen sich vor allem in einer schleppenden Verwaltungspraxis: Monatelange Wartezeiten bei Visastellen und langwierige und komplizierte Anerkennungsverfahren von beruflichen Qualifikationen sind eher die Regel als die Ausnahme. Hinzu kommen im internationalen Vergleich sehr hohe Steuern und Sozialabgaben. Das alles macht unseren Standort im Vergleich zu anderen Einwanderungsländern unattraktiver und muss sich dringend ändern“, so Pollert weiter.

Als „etwas unverständlich“ bezeichnete Pollert die Abwehrhaltung der hessischen Landesregierung gegen eine Zentrale Ausländerbehörde speziell für das neue beschleunigte Fachkräfteverfahren. „Für das sogenannte beschleunigte Fachkräfteverfahren sind in Hessen weiterhin die 31 kommunalen Ausländerbehörden zuständig, die aber auch noch viele andere Aufgabenbereiche betreuen müssen. Die guten Erfahrungen aus anderen Bundesländern mit einer zentralen Behörde sollten uns hier Vorbild sein, denn die Erreichbarkeit, fachliche Expertise und der Austausch mit anderen Behörden wären in einer zentralen Behörde besser aufgehoben. Die Landesregierung sollte ihre Position hier dringend überdenken“, so Pollert abschließend.

Zurück zur Übersicht
Ansprechpartner
Stefan Hoehl

Dr. Stefan Hoehl
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik