VhU zu den Arbeitsmarktzahlen im November 2022 in Hessen

Pollert: Jobcenter müssen diejenigen Langzeitarbeitslosen identifizieren, die sich qualifizieren können und wollen – Vermittlungsvorrang beibehalten!

Frankfurt am Main. Die Zahl der Arbeitslosen ist im November um rund 1.800 auf rund 167.000 gesunken, darunter sind rund 57.800 Langzeitarbeitslose. Rund 52.000 offene Stellen sind bei den Arbeitsagenturen gemeldet, insgesamt werden in Hessen über 115.000 Arbeitskräfte gesucht. 

„Arbeitslosigkeitsrisiko Nummer 1 ist eine fehlende Ausbildung. Denn zwei Drittel der erwerbsfähigen Arbeitslosengeld-II-Bezieher haben keinen Berufsabschluss, ein Viertel keinen Schulabschluss und viele sind der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig. Deshalb ist es zwar eine ganz richtige Idee, dass mit dem sog. Bürgergeld auch die Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen erheblich vorangebracht werden soll. Aber Fördermöglichkeiten gab es auch bisher schon in Hülle und Fülle – allein sie werden von den Langzeitarbeitslosen viel zu selten angenommen. Die anspruchsvolle Aufgabe der Jobcenter in Hessen ist es, diejenigen noch besser zu identifizieren, die sich qualifizieren können und wollen. Alle anderen müssen weiter so rasch wie möglich in Arbeit vermittelt werden“, erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände.

Die Gründe für eine zu schwache Beteiligung Langzeitarbeitsloser an Qualifizierungsmaßnahmen seien vielfältig. Sie reichten von der Unsicherheit über den zukünftigen Verdienst, den Einkommensverzicht während der Weiterbildung, Betreuungsverpflichtungen bis hin zur Entwöhnung vom Lernen. „Entscheidend ist, dass die Langzeitarbeitslosen selbst die Chancen einer Qualifizierung erkennen und die Mühen auf sich nehmen wollen. Hierzu wird das neue Weiterbildungsgeld von 150 Euro kaum etwas beitragen, ebensowenig wie die schon vor einigen Jahren eingeführte Weiterbildungsprämie. Die Jobcenter müssen deshalb ihre Beratungsanstrengungen weiter intensivieren, um Langzeitarbeitslose für eine Qualifikation zu motivieren und gleichzeitig Hindernisse wie etwa eine fehlende Kinderbetreuung aus dem Weg räumen. Auch die neu vorgesehene Möglichkeit einer ganzheitlichen Betreuung durch einen Coach kann ein Schlüssel für mehr Beschäftigung werden, wenn die Praxis daraus etwas macht“, so Pollert.

Die von den Ampelkoalitionären gefeierte Abschaffung des Vermittlungsvorrangs drohe hingegen zum Bumerang zu werden – Langzeitarbeitslose, die sich nicht von einer Qualifizierung überzeugen lassen, könnten schwerer in Helferjobs vermittelt werden, die dann auch nicht als Chance zum Aufstieg genutzt werden können. „Die Abschaffung des sog. Vermittlungsvorrangs sollte rückgängig gemacht werden. Schon bisher sind die Jobcenter verantwortungsvoll damit umgegangen und haben aussichtsreiche Qualifizierungsmaßnahmen ermöglicht“, so Pollert abschließend.

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