VhU zum 10. Platz Hessens im „Bildungsmonitors 2018“

Wirtschaft sieht Handlungsbedarfe bei Digitalisierung, Fremdsprachen und Betreuung im Grund- und Realschulbereich, aber auch Fortschritte bei der Integration und Investitionen in Hochschulen

Frankfurt am Main. Im Bildungsmonitor 2018 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) liegt das hessische Bildungssystem mit Platz 10 wieder im unteren Mittelfeld: – knapp hinter Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, aber mit hohem Abstand zum Spitzentrio Sachsen, Thüringen und Bayern.

 Es bleibt vieles zu verbessern, aber es sind auch Fortschritte zu verzeichnen. In der Datengrundlage sind die erheblichen bildungspolitischen Anstrengungen der letzten beiden Jahre noch nicht abgebildet: z. B. die 1.500 neuen Lehrerstellen und die 700 Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte. Plätze im oberen Drittel erreicht das hessische Schulsystem bei der Integration und sog. Inputeffizienz: also der Personalpolitik, Altersstruktur und den Investitionen, sowie der Betreuungsrelation in Kitas.

Durchschnittlich schneidet Hessen in der erstmalig aufgenommenen Kategorie Digitalisierung ab. Auf hinteren Plätze landet Hessen bei Fremdsprachen in Grundschulen und Berufsschulen sowie der Attraktivität der Hochschulen für Ausländer und bei Betreuungsrelationen in Haupt- und Realschulen. Obwohl noch nie so viel Geld ins hessische Schulsystem geflossen ist wie in den letzten Jahren, liegt Hessen aufgrund seiner strikten Haushaltskonsolidierungspolitik beim Anteil der Bildungs­ausgaben zu den Gesamtausgaben auf dem drittletzten Platz aller Bildungsländer.

„Dass Hessen bildungspolitisch im Mittelfeld liegt, ist Ergebnis der hessischen Bildungspolitik der letzten 70 Jahre. Dass wir uns damit nicht zufrieden geben dürfen, ist klar. Wir würden uns deshalb freuen, wenn die Landespolitik die Ergebnisse des Monitorings nüchtern dazu nutzt, Schwerpunkte zukünftiger Optimierung für die nächste Legislaturperiode zu definieren – statt in der Politik rückblickend wechselseitig parteipolitisches Versagen zu suchen. Nur mehr Geld ins System zu geben, führt noch nicht zu besseren Ergebnissen. Mehr Geld für das Richtige führt zum Erfolg, wie Beispiele in anderen Bundesländern belegen. Den Fokus für Optimierung sieht die hessische Wirtschaft in einer durchgängigen Spitzen­positionierung bei der Digitalisierung, der durchgängigen Verbesserung der Fremdsprachenkompetenz an allen hessischen Schulen, auch den Grund- und Berufsschulen, sowie der Verbesserung der Betreuungsbedingungen in Haupt-, Real- und Gesamtschulen“, kommentierte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. (VhU), die heute vorgestellten Ergebnisse des diesjährigen Bildungsmonitors.

Die Stärke Hessens liegt unter anderem im Bereich Integration. Relativ wenige ausländische Jugendliche verlassen die Schule ohne Schulabschluss. Durch die hohe Investitionsquote an Hochschulen schneidet Hessen zudem überdurchschnittlich bei der Inputeffizienz ab. Da die Kindertagesstätten mit relativ viel akademisch gebildetem Personal arbeiten, gehöre auch die Förderinfrastruktur zu den relativen Stärken Hessens. Beim unterdurchschnittlichen Themenkomplex Hochschule/MINT konnte Hessen, gerade auch aufgrund der MINT-Aktionslinien der Hessischen Landesregierung, entgegen dem Bundestrend leicht zulegen. „Dass viele Maßnahmen bereits ihre Wirkung zeigen, ist ermutigend“, zeigte sich Pollert erfreut.

Zum ersten Mal wurde zudem der Themenkomplex Digitalisierung im Rahmen des Bildungsmonitors untersucht. Dabei schnitt Hessen durchschnittlich ab. Die IT-Ausstattung der Schulen, sowie die Nutzung digitaler Medien befinden sich zwar auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Für die bestmögliche Bewältigung des Strukturwandels wünsche sich die hessische Wirtschaft von der Landespolitik aber einen durchgängig ehrgeizigen Ansatz auf Spitzenpositionierung. „Wir erwarten eine kontinuierliche Verbesserung der durchschnittlichen Werte bei den IT-Auszubildenden, den IT-Hochschulabsolventen und den medienbezogenen Kompetenzen der Lehrkräfte sowie der Förderung von digitalen Schülerkompetenzen. Erst das Gesamtpaket – Nutzung und Ausstattung – führt an die Spitze, eine Riesenchance für Hessen, zumal in diesem Feld die Favoriten sich erst noch positionieren werden“, so Pollert.

Relativ wenige Schüler an Grund- und beruflichen Schulen werden in Hessen in Fremdsprachen unterrichtet, zeigte der Indikator Internationalisierung. „Hier sollte man im internationalsten Bundesland zügig anpacken und gegensteuern“, so Pollert. Die Betreuungsrelationen in den Kitas sind relativ gut. Allerdings weist Hessen in Haupt-, Real- und Gesamtschulen die schlechteste Schüler-Lehrer-Relation aller Bundesländer auf. „Die VhU ist jedoch erfreut, dass die Hessische Landesregierung durch die Einstellung von 1.000 Lehrkräften mehr allein im Vergleich zu 2017 dieses Problem in den letzten beiden Jahren bereits über die gesamte Bandbreite und mit einem Fokus auf die Integration der Flüchtlinge angepackt hat. Immerhin sind seit 2015 über 50.000 Schüler durch Flucht und Zuwanderung zusätzlich ins System gekommen“, betonte der VhU-Hauptgeschäftsführer.


Alle Ergebnisse auf www.insm-bildungsmonitor.de

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 Dr. Vladimir von Schnurbein

Dr. Vladimir von Schnurbein
Gesellschaftspolitik