VhU zum „Equal-Pay-Day“ am 7. März 2023

Pollert: Entgeltunterschiede entstehen durch unterschiedliche Berufs- und Familienentscheidungen // sog. Equal-Pay-Day führt Öffentlichkeit in die Irre

Frankfurt am Main. „Die Veranstalter des sog. Equal-Pay-Day zeichnen das falsche Bild, Frauen werde von Arbeitgebern bewusst Entgelt vorenthalten. Richtig ist dagegen, dass Verdienstunterschiede entstehen, weil Frauen häufiger als Männer in weniger gut bezahlten Berufen, Branchen und Anforderungsniveaus arbeiten sowie viermal so häufig in Teilzeit. Wenn man diese Faktoren herausrechnet, bleibt zwar zunächst ein Verdienstunterschied von 7 Prozent. Doch dann fehlen immer noch weitere für die Entgelthöhe wichtige Faktoren, vor allem zu Berufsauszeiten oder Risikoeinstellungen. Deshalb: Es sind private Entscheidungen in Beruf und Familie, die zu Entgeltunterschieden führen. Es gibt keinen Anlass für ein pauschales Arbeitgeber-Bashing“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU).

Nicht nur in Zeiten des Fachkräftemangels habe die hessische Wirtschaft ein hohes Interesse, noch mehr gut qualifizierte Mitarbeiterinnen möglichst vollzeitnah zu beschäftigen. Frauen seien am Arbeitsmarkt das größte Potenzial: lägen die Erwerbsquoten der Frauen bundesweit gleichauf mit denen der Männer, würde sich das Beschäftigungspotenzial bereits 2035 um 640.000 Frauen erhöhen: „Je mehr Frauen und Mädchen sich nach Möglichkeit für gut bezahlte Vollzeitstellen in Landwirtschaft, Bau, Industrie, Handel und Energie bis zu Handwerk, Verkehr, Banken, Versicherungen und IKT begeistern, desto mehr sinkt der Entgeltunterschied. Als Wirtschaft können wir hier aber nur werbend wirken, denn berufliche und familiäre Entscheidungen werden am Ende natürlich von jeder und jedem Einzelnen getroffen. Ein pauschaler Diskriminierungs-Vorwurf ist auch deshalb völlig unangebracht, weil er freiverantwortliche Entscheidungen von hunderttausenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern infrage stellt“, sagte Pollert.
 
Der VhU-Hauptgeschäftsführer weist aber auch darauf hin, dass sich die Betreuungssituation von Kindern weiter entscheidend verbessern müsse, damit möglichst viele Eltern die Möglichkeit hätten, Vollzeit zu arbeiten: „Die Verbesserung des Kinderbetreuungsangebots, gerade für Kleinkinder, ist eminent wichtig. Hier besteht auch in Hessen noch eine erhebliche Lücke zwischen Betreuungsangebot und -nachfrage. Für eine bessere Kinderbetreuung zu sorgen ist jedoch die Aufgabe von Land und Kommunen, nicht von Arbeitgebern.“


Hintergrund
Der sog. „Equal Pay Day“ bezeichnet nach Ansicht seiner Veranstalter den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen angeblich „umsonst“ arbeiteten. Bundesweit verdienten Frauen bei vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien unbereinigt 18 %, bereinigt um bestimmte entgeltrelevante Unterschiede 7 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Allerdings lässt auch dieser „bereinigte“ Entgeltunterschied keine Rückschlüsse auf eine angebliche Lohndiskriminierung zu, da weitere entgeltrelevante Daten wie etwa Berufsunterbrechungszeiten nicht berücksichtigt sind. Hessenweit beträgt der unbereinigte Entgeltunterschied zwischen den Geschlechtern rund 9 % (Hessischer Lohnatlas; nur Vollzeit-Erwerbstätige). Allerdings gibt es auch Branchen und Kommunen, in denen Frauen durchschnittlich mehr als Männer verdienen, etwa in Produktions- und MINT-Berufen (z. B. in Frankfurt am Main, Offenbach und im Main-Taunus-Kreis).

Weitere Informationen
•    Statistisches Bundesamt, 30.01.2023, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/01/PD23_036_621.html

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