Gesetzliche Rentenversicherung - Demografiefest machen

Die erfreulicherweise weiter steigende Lebenserwartung bei gleichzeitig leider niedrigen Geburtenraten stellt die gesetzliche Rentenversicherung vor beispiellose Herausforderungen.

01.03.2024 3 Min. Lesezeit

Um was geht es?

Weniger Erwerbstätige, mehr Rentner

Die erfreulicherweise weiter steigende Lebenserwartung bei gleichzeitig leider niedrigen Geburtenraten stellt die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung (gRV) vor beispiellose Herausforderungen. Die finanziellen Folgen sind bereits heute massiv: die gRV musste im Jahr 2023 mit rund 110 Mrd. € aus Bundesmitteln gestützt werden. Problematisch ist, dass die Zahl der Älteren mittel- bis langfristig weiter zunehmen, die Zahl Erwerbstätigen hingegen trotz Zuwanderung allein bis 2035 um bis zu 5 Millionen abnehmen wird (Statistisches Bundesamt 2022). Zudem führt die steigende Lebenserwartung zu einem immer längeren Rentenbezug: Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer hat sich seit dem Jahr 1960 bereits mehr als verdoppelt.

Forderungen nach einer Ausweitung des Kreises der Versicherten in der gRV greifen jedoch zu kurz. Denn langfristig würde die Zahl der Rentenbezieher hingegen nur noch weiter zunehmen. Um die gRV zu stabilisieren, muss vor allem das Erwerbsleben faktisch spürbar länger dauern. Dies führt zu höheren Renten und vermindert den Druck auf den beschäftigungsschädlich hohen Sozialversicherungsbeitrag.

Was braucht die Wirtschaft?

Längere Erwerbsbiographien

Arbeitnehmer müssen länger in Arbeit bleiben, um die Fachkräftelücke ein Stück weit zu kompensieren. Zudem muss der Gesamtsozialversicherungsbeitrag auf unter 40 Prozent festgeschrieben werden, um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und mehr Spielraum für betriebliche und private Vorsorge zu lassen.

Was ist zu tun?

Rentensystem demographiefest gestalten

  • Abschlagfreie Frührente abschaffen
    Die abschlagfreie Frührente mit 63 und 65 muss beendet werden, um die Lasten nicht einseitig nachfolgenden Generationen zu überantworten und um dringend benötigte Fachkräfte nicht zu verlieren. Längere Rentenbezugszeiten sind ohne längere Erwerbsbiographien nicht finanzierbar.
  • Bessere Prävention und Rehabilitation
    Dauererkrankungen können durch Prävention verhindert oder durch Rehabilitation in ihren Folgen abgeschwächt werden. Verbesserungswürdig sind insbesondere die Kooperation unter den Reha-Trägern und die frühzeitige Erkennung von Reha-Bedarfen (siehe VhU-Standpunkt Rehabilitation).
  • 3-Säulen-Modell stärken
    Über 70 Prozent aller Beschäftigten haben bereits eine betriebliche oder private Altersvorsorge. Hinzu kommen 53 Mio. private Lebens- und Rentenversicherungsverträge sowie Wohneigentum. Für eine bedarfsgerechte Vorsorge und finanzielle Stabilisierung der gRV sollten betriebliche und private Vorsorge mit steuerlichen Vergünstigungen und staatlicher Unterstützung gestärkt werden.
  • Renteneintrittsalter anpassen
    Ab dem Jahr 2031 sollte das Rentenalter automatisch an die steigende Lebenserwartung angepasst werden, damit das Verhältnis von Beitrags- zu Rentenjahren ausgeglichen bleibt.

Ansprech­partner

VhU, Landesgeschäftsstelle
Dr. Stefan Hoehl

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik

069 95808-200