Pollert: Rund 17.000 ältere Fachkräfte werden jedes Jahr in Hessen aus dem Arbeitsmarkt gelockt / Generationenungerechte abschlagfreie Frührente abschaffen
Arbeitsmarkt im September
Frankfurt am Main. Im September 2024 waren in Hessen rund 195.800 Personen arbeitslos, rund 5.700 weniger als im Vormonat. Dies ist der höchste Stand seit dem „Corona-Sommer“ 2020. Hessenweit sind noch immer rund 110.000 Stellen unbesetzt.
„Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel und demografischer Schieflage ist es unverantwortlich, dass der Gesetzgeber ältere Beschäftigte seit zehn Jahren in eine abschlagfreie Frührente lockt. Allein in Hessen verlieren wir hierdurch rund 17.000 erfahrene Fachkräfte pro Jahr. Dies belastet unsere Betriebe, die diese Fachkräfte mühsam ersetzen müssen. Und bezahlt wird der längere Rentenbezug vor allem von der jüngeren Generation, deren Lohn durch immer höherer Beiträge geschmälert wird. Die generationenungerechte abschlagfreie Frührente mit 65 und früher muss endlich beendet werden. Hierfür sollten sich Landesregierung, Parteien und Abgeordnete aus Hessen einsetzen“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).
Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, erhalte eine Erwerbsminderungsrente, die in den letzten Jahren in mehreren Schritten stark erhöht worden sei. “Möglich bleibt auch die vorgezogene Rente ab 63 Jahren, die allerdings mit Abschlägen verbunden ist. Die seit Jahrzehnten unveränderten Abschläge müssen aber spürbar erhöht werden: statt 0,3 auf mindestens 0,4 Prozent pro Monat des vorgezogenen Renteneintritts. Denn die Lebenserwartung – und damit auch die Rentenbezugsdauer – ist in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise weiter deutlich gestiegen“, so Pollert.
„Es ist in hohem Maße widersprüchlich, dass die Bundesregierung die abschlagfreie Frührente nicht antasten und stattdessen finanzielle Anreize für mehr Arbeit Älterer setzen will. Dabei sind finanzielle Anreize jedenfalls für die Mehrheit der älteren Beschäftigten nicht ausschlaggebend für eine Verlängerung der Erwerbsphase. Beitragsbonus und Rentenaufschubprämie würden die Beitragszahler mindestens eine Milliarde Euro zusätzlich kosten, und dies bei einer sehr zweifelhaften Wirkung“, so Pollert abschließend.
Weiterführende Informationen: IAB-Kurzbericht 8/2022