Dr. Ortlieb: Netzentgeltreform darf Deindustrialisierung nicht beschleunigen

Strom
Frankfurt am Main. Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) warnt vor einer weiteren Verteuerung des Industriestroms durch die geplante Neuregelung der Netzentgelte. „Die Netzentgeltreform darf die Deindustrialisierung nicht weiter beschleunigen! Die Unternehmen brauchen verlässliche und dauerhaft wettbewerbsfähige Strompreise. Das ist gerade nicht der Fall, wenn energieintensive Betriebe künftig ihre Produktion nach dem Wetter ausrichten sollen oder noch mehr bezahlen“, sagte Dr. Birgit Ortlieb, Vorsitzende des VhU-Energieausschusses.
Die Bundesnetzagentur will im Rahmen des AgNes-Verfahrens das bisherige Bandlastprivileg durch neue, an Flexibilität geknüpfte Entgeltmodelle ersetzen. Aus Sicht der VhU drohen dadurch erhebliche Zusatzbelastungen und erheblicher zusätzlicher Verwaltungsaufwand bei gleichzeitig begrenzten technischen Spielräumen in der Industrie.
Die VhU betont, dass viele industrielle Prozesse technisch nicht beliebig flexibel gefahren werden können. Eine flexible Fahrweise könne Effizienz mindern, Anlagen verschleißen oder Qualitätsprobleme verursachen. „Flexibilität darf kein Zwang werden. Die Energieversorgung muss sich am industriellen Verbraucher orientieren, nicht umgekehrt“, so Dr. Ortlieb weiter.
Kritisch sieht die VhU auch, dass gleichmäßiger Stromverbrauch („Bandlast“) pauschal abgewertet werden soll. Gerade diese planbare Nachfrage sei wichtig, da sie Grundlastkraftwerke stütze. Zudem dürften Reformen nicht zu zusätzlicher Bürokratie führen: „Mess- und Nachweisverfahren müssen einfach und transparent sein. Neue Regeln dürfen nicht noch mehr Aufwand in die Betriebe tragen“, sagte Dr. Ortlieb.
Als pragmatische Alternative schlägt die VhU einen unbürokratischen Mengenrabatt auf die Netzentgelte vor. Dieser Ansatz sei schnell umsetzbar, rechtssicher und vermeide Fehlanreize. „Was die Industrie jetzt braucht, sind verlässliche Rahmenbedingungen und Entlastungen – keine Problemverlagerungen auf die Industrie und Experimente mit neuen Preissignalen. Nur so kann die Produktion in Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden“, fasste Dr. Ortlieb zusammen.
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