HessenChemie zeigt neue Wege der Fachkräftesicherung auf

Fachkräfte finden, binden und qualifizieren

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist für attraktive Arbeitsplätze und innovative Tarifverträge bekannt. Trotzdem gibt es auch hier Engpässe bei der Besetzung bestimmter Stellen. Wie man dem Problem begegnen kann, war gestern Thema der 13. Wiesbadener Gespräche für Sozialpolitik.

Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln hat beim „Fachkräftecheck Chemie“ ermittelt, dass in 18 von 35 Berufen ein Fachkräfteengpass besteht. Die Unter­nehmen müssen immer mehr Aufwand betreiben, um zum Beispiel Chemikanten und Pharmakanten zu finden oder auszubilden.

„Personalarbeit muss daher langfristig und strategisch gedacht werden. Dabei müssen neben den richtigen tarif- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen auch neue und unkonventionelle Wege durch die Unter­nehmen beschritten werden“, so Prof. Dr. Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes HessenChemie, im Rahmen seiner Begrüßung.

Autor, Unternehmer und Business-Vordenker Tim Leberecht forderte in seiner Keynote einen neuen Humanismus in Wirtschaft und Gesellschaft vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz. Eine seiner Empfehlungen lautete „Sinnhaftigkeit vermitteln": „Mitarbeiter wollen wissen, auf welche Reise oder bei welchem Abenteuer sie ein Unter­nehmen begleiten.“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde deutlich, dass es den Königsweg nicht gibt. Die Praxisbeispiele von Infraserv Höchst, Merck und Pascoe Naturmedizin zeigten unterschiedliche Ansätze auf. Diese wurden als Video-Reportagen vorgestellt und stehen seit heute auch auf der Website des Verbandes zur Verfügung.

Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und HessenChemie-Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer gingen auf den Sozialpartner-Dialog WORK@INDUSTRY 4.0 ein. Dabei wurde deutlich, dass Arbeitgeber und Gewerkschaft bei der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen an einem Strang ziehen wollen. Die Weiterbildung der Belegschaften wurde von beiden Seiten als Top-Thema bewertet. Unterschiedliche Auffassungen, wie etwa bei der Gestaltung der Arbeitszeit, müssten noch ausgehandelt werden. Zwar seien auch die Arbeitgeber für Flexibilisierung, diese müsse sich aber an den betrieblichen Erfordernissen orientieren.

Auch im Foyer des Kurhauses wurden neue Ideen präsentiert. So hat sich etwa das Start-up Innovailably mit der Plattform „whyapply“ darauf spezialisiert, Kandidaten anzusprechen, die eigentlich gar nicht auf Jobsuche sind. Dass Praktikanten Mitarbeiter von morgen sein können, macht sich „Praktikumsjahr“ zu nutze. Für ihre innovative Lösung wurden die drei Jungunternehmer im vergangenen Jahr mit dem hessischen Gründerpreis ausgezeichnet. „Jobcluster“ hilft dabei, den Recruiting-Prozess zu digitalisieren und damit Zeit und Kosten zu sparen. Als führender Fachkräfteentwickler in der Industrie präsentierte sich zudem Provadis, gleichzeitig auch größtes Ausbildungsunternehmen in Hessen.

Quelle: https://www.hessenchemie.de/newsroom/r44na9427.html#pri

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