Zahl der Busse soll bis 2030 um ein Drittel steigen

Hessens Busunternehmer suchen dringend Fahrpersonal für die Verkehrswende

Wiesbaden / Gießen / Michelstadt / Freiburg. Sollte es in den kommenden Monaten nicht gelingen, mehr Fahrpersonal zu gewinnen, kann dies ab dem Fahrplanwechsel im Dezember für Fahrgäste im Öffentlichen Personen-Nahverkehr(ÖPNV) in Hessen spürbare Folgen haben. Grund: Hessens Busunternehmen leiden unter einem gravierenden Fahrermangel. Wie der  Landesverband Hessischer Busunternehmen (LHO – Sitz: Gießen) am Freitag (24.2.) bei einer Fachtagung in Freiburg (Breisgau) mitteilte, bleibe die Personalsituation weiter angespannt.

Wachsender Mangel bei steigendem Bedarf am 1. Mai durch Deutschlandticket

„Der wachsende Mangel an Fahrpersonal stellt immer mehr Betriebe vor ernsthafte Probleme. Fast alle Unter­nehmen suchen dringend Busfahrerinnen und Busfahrer – auch in Teilzeit, um den steigenden Bedarf im Linien- und Busreiseverkehr zu decken“, erklärt der Verbandsvorsitzende Karl Reinhard Wissmüller (Michelstadt / Odenwald). Das Problem spitze sich zu. Hinzu komme ab 1. Mai das neue Deutschlandticket, das einen zusätzlichen Bedarf auslösen könne. Wie eine aktuelleUmfrage des Verbandes bei seinen rund 150 Mitgliedsbetrieben zeige, werde der Fahrermangel als die größte Herausforderung der Branche im Jahr 2023 betrachtet. Diese Herausforderung werde von den meisten Betrieben als deutlich größer eingeschätzt als die enormeBürokratie und die Höhe der Kraftstoffkosten.

Der LHO sieht die Gefahr, dass Fahrpläne reduziert, Buslinien temporär (z. B. an Wochenenden) eingestellt oder Schulbusse ausfallen werden müssen, wenn in Hessen nicht ausreichend viele Busfahrerinnen und Busfahrerengagiert werden können. Um in Ferienzeiten ein erneutes Abfertigungschaos an Flughäfen zu verhindern und für die geplanten, aufwändigen Streckensanierungen bei der Bahn Schienenersatzverkehre anbieten zu können, werde auch dort aktuell zusätzliches Fahrpersonalgesucht. Nach Schätzungen des LHO fehlen in Hessen kurzfristig etwa 800 bis 1.000 Busfahrerinnen und Busfahrer. Der mittelfristige und langfristige Bedarf an Fahrpersonal sei deutlich höher. „Durch die Verkehrswende – die auch mit Blick auf den Klimaschutzgewollte Verlagerung des Verkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel – sollen sich die Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppeln: Die Zahl der Busse im ÖPNV könnte so um ein Drittel steigen“, erläutert Udo Diehl (Wetter / Marburg), der stellvertretende LHO-Verbandsvorsitzende.Schon jetzt hätten viele Betriebe nicht mehr genügend Fahrerinnen und Fahrer, um über die bestehenden Strecken im Linien- und Schulbusverkehr hinaus zusätzliche Kundennachfragen bedienen und Wachstumsimpulse nutzen zu können. Wie die aktuelle Branchenumfragezeige, bewerten Hessens Busunternehmer die Aussichten für das Mietomnibusgeschäft in 2023 zumeist „eher positiv“ (69 Prozent). Für zusätzliche Reiseangebote fehle vielen Betrieben leider Fahrpersonal.

Der drastische Fahrpersonalmangel ist deshalb auch Top-Thema des viertägigen Branchentreffens (bis Sonntag) im badischen Freiburg: Zudem die Digitalisierung der Branche, moderne Antriebstechnologien, neue Sicherheitstechnikzur Unfallprävention („Mobileye“-System) und attraktive Reiseziele: Wie Freiburg selbst („Green City“) und die Region Schwarzwald mit ihren Touristik-Angeboten. In Fachvorträgen werden Wege aufgezeigt, wie das Fahrpersonalproblem durch optimiertes Arbeitgebermarketing,mit „Social Recruiting“ und kreativen „Recrutainment“-Strategien angepackt werden kann. Zudem sollen die Kampagnen der Branchenverbände auf Bundes- und Landesebene („Wir fahren. Und bewegen was …“) stärker vernetzt und von Unter­nehmen bei der Suche nach Personalintensiver genutzt werden.

Der Landesverband Hessischer Omnibusunternehmen (LHO) e.V. mit Sitz in Gießen vertritt seit 50 Jahren die Interessen von rund 150 privaten Omnibusbetrieben in Hessen, die im ÖPNV, im Gelegenheits- und Reiseverkehr mit rund 3.000 Bussen unterwegs sind und 5.000 Mitarbeitende beschäftigen. Vorsitzender des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmen e.V. (LHO) ist Karl Reinhard Wissmüller (Michelstadt). Die Internetadresse lautet: www.lho-online.com

Bei Rückfragen und Interview-Wünschen wenden Sie sich bitte an:
LHO-Geschäftsführer Volker Tuchan ((  0641 / 932 930 + 0178-3311382)

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