Regierungsbildung: Serie #MehrZukunftwagen! Folge 1 – Wissenschaftspolitik

Mang: „Hessen zum Land der digital Ausgebildeten und der marktfähigen Patente machen!“

Frankfurt am Main. Der Wirtschafts­standort Hessen steht nach Einschätzung von Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), gut da und gehört zu den drei wirtschaftsstärksten Ländern Deutschlands.

 „Zuletzt konnte das wirtschaftliche Wachstum aber nicht mehr mit dem durchschnittlichen Wachstum der anderen Spitzenreiter mithalten. In der Wissenschaftspolitik sind mehr private und öffentliche Investitionen, ganz besonders in eine Bildungs- und Wissenschaftsinfrastruktur mit durchgängiger Digitalkompetenz nötig. Bei den Forschungsleistungen müsse Hessen vor allem seine im Bundesdurchschnitt nur schwache Leistung bei marktfähigen Patenten deutlich verbessern. „Zur weiteren Stärkung des Wissenschaftsstandorts setze ich auf das Viereck: hervorragendes Studienangebot, Exzellenzhochschulen auch in Hessen, hohe Durchlässigkeit von beruflicher und akademischer Bildung sowie durchgängige Vernetzung von Hochschulen und Wirtschaft in Lehre und Forschung“, stellte Mang heraus.

Hessen zum Land der digital Ausgebildeten machen

„Hessen braucht ein durchlässiges Bildungssystem für Fachkräfte 4.0. Das bedeutet zunächst den direkten Hochschulzugang für qualifizierte Praktiker. Deshalb haben wir als Wirtschaft den bundesweit einmaligen hessischen Modellversuch zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte in Hessen als „Meilenstein für unser Bildungssystem“ bewertet. Wir wünschen uns, dass die Landespolitik diesen Modellversuch bald als Regelansatz im hessischen Hochschulgesetz verankert und damit öffnet“, erklärte der VhU Präsident zum Auftakt der neuen VhU-Serie.

„Auf diesem Weg müssen wir mit hohem Tempo weitergehen, um zu einer vollständigen Durchlässigkeit der Bildungssysteme zu kommen. Von unseren Unter­nehmen wissen wir, dass sie in Zeiten des Fachkräftemangels Menschen unterschiedlichster Bildungswege und -abschlüsse durch Qualifizierungsprogramme gezielt dorthin bringen, wo sie gebraucht werden, z. B. Studienabbrecher in duale Ausbildungen wie den Mechatroniker, den Mathematischen Systemingenieur und andere anspruchsvolle Berufe. Akademische Teilleistungen müssen künftig ebenso selbstverständlich in der beruflichen Bildung anerkannt werden wie auch umgekehrt“, erläuterte Mang.

Hessen zum Land der der marktfähigen Patente machen

„Wir setzen auf eine Standortpolitik, die eine Initiative für mehr marktrelevante Patente startet und Förderanreize nutzt und gibt, um gezielter für die Wirtschaft verwertbare Patentleistungen hervorzubringen – in den maßgeblichen Feldern des Strukturwandels Wirtschaft 4.0, Digitalisierung. Antriebstechnologien, Verschmelzung von Industrie und Dienstleistungen“, so Mang weiter. Dazu gehöre:

  • den Transfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft auszubauen und neue Netzwerke und Verbünde in den sich fortentwickelnden Wertschöpfungsketten, insbesondere mit der mittelständischen Wirtschaft, gezielt zu initiieren und zu fördern;
  • bei technologieorientierten Start-ups und Neugründungen als Land – wie z.B. erfolgreich der Nachbar Thüringen – die bereits vorhandenen und speziell auf innovative Gründungen ausgerichteten Förderprogramme des Bundes mehr zu nutzen;
  • als Land Hessen im Bundesrat energischer auf die bisher erst in Eckpunkten definierte Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung zu drängen, um gerade auch die Forschungsaktivitäten bei KMU auf- und auszubauen.


Hessen schon in wichtigen Zukunftstechnologien führend

Im Ergebnis zählt Hessen nach Einschätzung der VhU heute in wichtigen Zukunftstechnologien wie der Bio- und Medizinforschung, der Energie- und Mobilitätsforschung sowie der IT-Forschung zu den führenden Bundesländern.

Als Erfolge der Wissenschaftspolitik
verbucht die hessische Wirtschaft:

  • Die Ausgaben für die hessischen Hochschulen liegen mit 5,5 Mrd. Euro/Jahr auf Rekordniveau. Das ist der zweithöchste Anteil der Hochschulausgaben am Gesamthaushalt im Ländervergleich. Der laufende hessische Hochschulpakt bildet hierfür mit 9 Mrd. Euro den Nukleus für weitere Gelder aus Land und Bund.
  • Die anhaltend hohe Nachfrage nach Studienplätzen konnte mit einem Studienplatzausbau bedient werden, obwohl die Zuwendungen des Bundes im Hochschulpakt mit den Ländern die Kosten hierfür oft nicht vollständig abdecken.


Als noch anstehende Herausforderungen bilanziert die VhU:

  • Die Schaffung neuer Studienplätze bei großer Nachfrage hat noch nicht überall das gebotene Qualitätsniveau erreicht. Der Trend, Studiengänge immer spezieller, aber im Überblick schmalspuriger anzulegen, läuft dem Ziel einer breiten Berufsbefähigung durch einen akademischen Abschluss entgegen.
  • Hessen profitiert beim Fachkräftebedarf MINT besonders stark von der Zuwanderung aus anderen Bundesländern. Die hessischen Hochschulen bilden im Bereich MINT und gemessen am Bedarf nur unterdurchschnittlich aus und müssen hier zulegen.
  • Hessen erreicht bisher im Ländervergleich bei technologieorientierten Start-ups und Neugründungen nur einen Wert deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Hier gilt es, insbesondere gezielt durch den Ausbau von bestehenden Clustern rund um die Hochschulen entgegenzuwirken.
  • Das an hessischen Hochschulen vorhandene anwendungsorientierte Know-how zur Qualifizierung von Fachkräften hessischer Unter­nehmen sollte noch stärker genutzt werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
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