Verkehrsforum von VhU und VDB

Wachsender Personen- und Güterverkehr erfordert leistungsfähigen Schienenverkehr und starke Bahnindustrie // Nordhessen ist innovativer Bahnstandort

Kassel. Auf die große Stärke Nordhessens als ein innovativer Bahnindustriestandort haben die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) heute in einem Verkehrsforum im Kulturbahnhof in Kassel hingewiesen, an dem nordhessische Politiker aus Europäischem Parlament, Deutschem Bundestag und Hessischem Landtag teilnahmen.

„Nur mit einem attraktiven Schienenverkehr und einer starken Bahnindustrie lässt sich der stark wachsende Personen- und Güterverkehr bewältigen. Deutschland und Europa haben die beste Bahnindustrie der Welt. Doch die Branche steht vor großen Herausforderungen. Die umfassende Digitalisierung der Bahntechnologie verspricht einen enormen Innovationssprung – nur mit mehr Forschung und Entwicklung kann es gelingen, diese Chancen zu nutzen. Diese Innovationen sollen weiterhin „made in Germany“ sein. Wir wünschen uns, dass endlich auch in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern – Investitionen in Forschung und Entwicklung offensiver gefördert werden“, sagte Dr. Ben Möbius, VDB-Hauptgeschäftsführer.

„Der zunehmende globale Wettbewerb verstärkt den Druck auf unsere Branche, sagte Steffen Riepe, Werksleiter der Lokomotivenwerks von Bombardier in Kassel mit 700 Beschäftigten, wo seit 1848 Lokomotiven gefertigt werden. Er erhofft von der Politik beschleunigte Prozesse zur Vereinheitlichung und Vereinfachung der Fahrzeugzulassungen in Europa. Zudem sollten die Lebenszykluskosten der Fahrzeuge deutlich mehr und schwerer in nationalen Ausschreibungen gewichtet werden. Auch fordert Riepe mehr Unterstützung beim Thema Forschung und Entwicklung. Riepe, der auch stellvertretender Vorsitzender des VhU-Verkehrsausschusses ist, erinnerte daran, dass die Bahnindustrie in Nordhessen seit Jahrzehnten immer wieder Innovationen für neue Hightech-Lokomotiven hervorgebracht habe, die weltweit exportiert würden und zum Erhalt des Standorts und der hohen Beschäftigung in Kassel beigetragen haben.

Andreas Becker, VDB-Vizepräsident Mittelstand und Geschäftsführer der EPHY-MESS in Wiesbaden, die unter anderem Sensoren für Eisenbahnmotoren herstellt, unterstrich die „weiterhin großen Chancen“ der Bahnindustrie und ihrer Zulieferer im internationalen Geschäft: „Trotz aller Krisen in der Welt müssen wir dafür sorgen, dass die Märkte offen gehalten werden und dass wir auch durch den Warenhandel und durch Auslandsinvestitionen Grenzen überwinden.“ Die Öffnung des Irans sieht er beispielsweise als Chance.

Holger Seifart, Leiter Logistics Europe der K+S AG in Kassel, forderte aus Sicht eines der größten industriellen Verlader und Nutzer des Schienenverkehrs in Deutschland: „Nur mit einem weiterhin leistungsfähigen Schienenverkehr und modernen Loks und Wagen werden wir die wachsenden Mengen im Güterverkehr transportieren können. Nötig ist etwa eine bessere Anbindung des Schienenverkehrs an die großen Seehäfen in Deutschland und Holland.“

Für mehr Investitionen in die Verkehrswege sprach sich Dr. Clemens Christmann, VhU-Geschäftsführer Wirtschaftspolitik, aus: „Damit der Zuwachs des Güterverkehrs stärker als bisher vom Schienenverkehr aufgefangen werden kann, müssen Bund, Länder und die Deutsche Bahn AG mit dem Ausbau und Neubau von Eisenbahnstrecken viel schneller als bisher voran kommen. In Hessen gehören der Ausbau der Strecke Hanau-Fulda/Würzburg sowie der Neubau der Strecke Frankfurt-Darmstadt-Mannheim zu den Prioritäten.“

An dem Verkehrsforum von VDB und VhU nahmen als Vertreter der Parteien aus den Parlamenten teil:

  • Martina Werner, Mitglied der SPD-Gruppe im Europäischen Parlament und Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des EP
  • Thomas Viesehon, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Mitglied im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags
  • Karin Müller, Verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag
  • Florian Rentsch, Staatsminister a.D., Vorsitzender der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag in Wiesbaden, Vorsitzender des FDP Bundesfachausschuss Wirtschaft und Energie
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