VhU-Verkehrsforum zum Luftfahrtstandort Hessen

Knake: „Weniger Belastungen der Luftfahrt würde der gesamten Wirtschaft helfen.“ - Hohmeister: „Für einen prosperierenden Luftverkehrsstandort ist die Politik gefragt.“ - Teckentrup: „Luftverkehrsteuer ersatzlos abschaffen!“

Frankfurt am Main. Die VhU ruft die Politik auf, nationale Belastungen der Luftfahrt wie etwa die Luftverkehrsteuer zu beseitigen. „Wir wollen, dass heimische Airlines, der Flughafen, Zulieferer, Logistik- und Tourismusunternehmen die großen Herausforderungen wie Low-Cost, Terror, Klima- und Lärmschutz sowie Digitalisierung wirtschaftlich besser meistern können und weiter am Heimatstandort investieren“, sagte Dr.-Ing. Jochen Knake, Vorsitzender VhU-Verkehrsausschuss und Geschäftsführer des Elektroindustrieunternehmens Nolta GmbH in Cölbe, beim VhU-Verkehrsforum im Lufthansa Aviation Center am Flughafen Frankfurt.

„Die Stärke des Luftverkehrsstandorts Hessen ist Voraussetzung für den Erfolg der übrigen Branchen – von der exportorientierten Industrie, über den Handel bis zum Finanzplatz. Wer den Luftverkehr entlastet und das weitere Wachstum des Weltflughafens Frankfurt ermöglicht, hilft direkt oder indirekt allen Betrieben in Hessen“, so Dr.-Ing. Knake.

Harry Hohmeister, Mitglied des Vorstandes Deutsche Lufthansa AG und verantwortlich für das Hub-Management, sagte: „Der Standort Frankfurt steht in einem harten globalen Wettbewerb mit internationalen Airlines und deren Drehkreuzen. Diese haben das Ziel, uns die internationalen Umsteigeverkehre abzuwerben – und oft können Sie dabei auf staatliche Unterstützung zurückgreifen. Hier ist auch Deutschlands Politik gefragt, wenn wir einen prosperierenden Luftverkehrsstandort mit sicheren Jobs, guten Arbeitsbedingungen und fairen Gehältern behalten wollen – der die Basis für den Erfolg vieler anderer Industriezweige unserer Exportnation ist.“

Hohmeister sagte, Investitionen in neue Flugzeuge seien die „eine sehr effektive Form der Arbeitsplatzsicherung, aber auch für den Klima- und Schallschutz“, weshalb die deutsche Politik Steuern und Gebühren in der Luftfahrt reduzieren sollte. Ein Langstreckenflugzeug sichert 250 bis 400 Arbeitsplätze, so viel wie ein mittelständisches Unter­nehmen. Allein die Luftverkehrsteuer belaste die Lufthansa Gruppe mit 345 Mio. Euro pro Jahr. Zum 1. Januar 2017 hat der Lufthansa Konzern insgesamt 205 Flugzeuge zu einem Listenwert von rund 35 Milliarden Euro mit Auslieferungsdaten bis 2025 bestellt. Allein in diesem Jahr werden rund 40 neue Flugzeuge hinzukommen. Hohmeister: „Ich wünsche mir ein Ende der nationalen und europäischen Alleingänge der Politik. Nur dann kann die Lufthansa Group wieder verbindliche Planungs- und Investitionssicherheit erlangen.“


Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Condor Flugdienst GmbH, betonte die Notwendigkeit der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und hessischen Luftfahrt: „Nationale Sonderlasten wie die Luftverkehrsteuer von rund einer Milliarde Euro gehören ersatzlos abgeschafft. Diese belastet deutsche Airlines und den Luftverkehrsstandort Deutschland einseitig. Ökonomisch gesehen ist sie darüber hinaus völlig wirkungslos: Bund, Ländern und Gemeinden entgehen durch die negativen Effekte Einnahmen in der gleichen Größenordnung. Wir begrüßen ausdrücklich die Absenkung der Flugsicherheitsgebühren als wichtigen Beitrag der Bundesregierung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Airlines. Gleichzeitig steigen leider die Kosten an anderer Stelle, wie beispielsweise bei den Luftsicherheitsgebühren. Diese sind in diesem Jahr deutschlandweit um fast sechs Prozent erhöht worden.“

Teckentrup weiter: „Als Homecarrier sind wir starke und verlässliche Partner für den Flughafen, die Politik und die Anwohner. Wir engagieren uns aktiv im Dialog mit der Region, um weiter von Fluglärm zu entlasten – mit Investitionen in technische Innovation, Erarbeitung neuer Anflugverfahren gemeinsam mit der Flugsicherung oder der freiwilligen Einführung von Lärmpausen vor rund zwei Jahren. Die Luftverkehrsindustrie steht zu ihrer Verantwortung – aber Projekte, die über den Planfeststellungsbeschluss hinausgehen und einen empfindlichen Einfluss auf die Kapazitätsentwicklung am Standort Frankfurt haben, lehnen wir ab. Insofern bewegen wir uns auf freiwilliger Basis in Diskussionen um die Lärmobergrenze, machen aber auch sehr deutlich: Weitere Begrenzungen und Belastungen der Industrie darf es nicht mehr geben – uns muss die Möglichkeit gegeben werden, auch unser Geschäft erfolgreich zu betreiben und zu wachsen. Wir haben die klare Forderung: Planungssicherheit ja – für die Anwohner, aber auch für die Branche.“

Am Verkehrsforum nahmen aus dem Hessischen Landtag teil: Michael Boddenberg, Vorsitzender der CDU-Fraktion, Elke Barth (SPD), Mitglied im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss, Karin Müller, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, und Jürgen Lenders, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion.

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