VhU zu den Arbeitsmarktzahlen im August 2023

Pollert: Öffentlicher Dienst in Hessen hat immer mehr Personal, während der Privatwirtschaft die Leute fehlen / Amtsstuben digitalisieren, weniger Frühpensionierungen

Frankfurt am Main. Im August 2023 waren in Hessen rund 189.380 Personen arbeitslos, rund 7.800 mehr als im Vormonat. Hessenweit sind einschließlich der nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen rund 110.000 Stellen unbesetzt.

"Der öffentliche Dienst wird immer mehr zum übermächtigen Konkurrenten der Privatwirtschaft bei der Suche nach Arbeitskräften. Von 2012 bis 2022 ist die Zahl der öffentlich Beschäftigten bei Land, Kommunen und Sozial­versicherungen in Hessen um gut 39.000 oder knapp 14 Prozent auf 323.655 gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten in der Industrie in Hessen um rund 7.300 oder 1,8 Prozent auf 392.800 gesunken. Das ist ein gefährlicher Trend. Denn die Privatwirtschaft finanziert den Staat und nicht umgekehrt. Land, Landkreise, Städte und Gemeinden müssen den Personalaufwuchs stoppen. Sie müssen endlich die Amtsstuben konsequent digitalisieren statt immer mehr Personal einzustellen. Außerdem muss die enorm hohe Zahl der Frühpensionierungen von Beamten deutlich zurückgeführt werden", erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände.

Unter­nehmen und Privathaushalte seien auf eine gute Verwaltung angewiesen – von Polizei, Schulen und Sozialbehörden über Straßenverwaltung bis hin zu Finanzämtern, Ausländerbehörden und Genehmigungsbehörden. Vielerorts seien Behördenstrukturen und Prozesse zum Teil stark verbesserungsbedürftig. "Für staatliche Kernaufgaben wie Justiz, Polizei oder Schule muss es stets ausreichend Personal geben. Während aber die Gesamtzahl der öffentlich Beschäftigten in Hessen stark gestiegen ist, lag die Zahl der Polizisten Ende 2022 unverändert bei gut 18.000. Und die Ausländerbehörden in Frankfurt und Darmstadt schieben tausende unbeantwortete Anfragen vor sich her. Staat und Kommunen müssen besser Prioritäten in ihrer Personalpolitik setzen", sagte Pollert.

Stark gestiegen sei auch die Zahl der pensionierten Beamten: Von 79.905 im Jahr 2014 auf 94.435 im Jahr 2021 – das ist ein Plus von über 18 Prozent. "Mit der bevorstehenden großen Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge sind nicht nur weitere hohe Kosten vor allem für den Landeshaushalt verbunden. Es gehen auch Arbeitskräfte und Fachwissen verloren. Es ist bedenklich, dass nur rund 25 Prozent der Beamten bis zur Regelaltersgrenze von zurzeit 66 Jahren arbeiten und damit viel seltener als gesetzlich Rentenversicherte, die zu immerhin knapp 50 Prozent regulär in Rente gehen. Behördenleiter und Führungskräfte und zur Not auch der Landesgesetzgeber müssen hier gegensteuern", so Pollert.


Weiterführende Informationen:

Personal im öffentlichen Dienst in Hessen | statistik. hessen.de
Verarbeitendes Gewerbe in Hessen | statistik. hessen.de (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten)

Zurück zur Übersicht
Ansprechpartner
Stefan Hoehl

Dr. Stefan Hoehl
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik