VhU zum sog. „Equal Pay Day“ am 7. März 2022

Pollert: „Familiäre und berufliche Entscheidungen sind Grund für Entgeltunterschiede / Entgeltlücke als Gradmesser für Diskriminierung ungeeignet“

Frankfurt am Main. „Die hessischen Unter­nehmen haben ein hohes Interesse, viel mehr gut qualifizierte Frauen möglichst vollzeitnah zu beschäftigen. Gerne begeistern wir noch mehr Frauen und Mädchen für gut bezahlte Berufe von Landwirtschaft und Rohstoffen über Bau, Industrie, Handel und Energie bis zu Handwerk, Verkehr, Banken, Versicherungen, Medien und IKT sowie weiteren Dienstleistungen. Auch die Betreuungssituation von Kindern muss sich entscheidend weiter verbessern, damit möglichst viele Eltern die Möglichkeit haben, Vollzeit zu arbeiten. Das ist jedoch Aufgabe von Gesellschaft und Staat, nicht der Arbeitgeber. Die bestehenden Entgeltunterschiede beruhen hingegen auf familiären und beruflichen Entscheidungen von Frauen und Männern. Deshalb ist die Entgeltlücke als Gradmesser für Diskriminierung ungeeignet“, erklärte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU), zum sog. „Equal Pay Day“. Gleiche Arbeit von Männern und Frauen beim gleichen Arbeitgeber werde auch gleich bezahlt. Deshalb sei es irreführend, beim Vergleich des durchschnittlichen Entgelts von Frauen und Männern pauschal von einer Entgeltlücke zu sprechen.

Undifferenzierte Vergleiche über alle Berufe, Branchen, Unter­nehmensgrößen, Qualifikationsniveaus sowie Dauer der Berufserfahrung hinweg können den falschen Eindruck erwecken, Frauen werde durch Arbeitgeber systematisch Entgelt vorenthalten. „So bequem der pauschale Diskriminierungsvorwurf an Arbeitgeber sein mag: Er findet keine tatsächliche Grundlage in unseren Betrieben und stellt freiverantwortliche Entscheidungen von hunderttausenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern infrage“, erklärte Dirk Pollert.

Durchschnittliche Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen entstünden aus einer ganzen Reihe von Gründen: Frauen wählten viel häufiger Teilzeit und hätten durchschnittlich erheblich längere Erwerbsunterbrechungen durch Familienauszeiten. Sie wählten häufiger Arbeitsplätze in schlechter bezahlten Berufen und bei eher kleineren Arbeitgebern, die meist weniger bezahlen könnten als große. Außerdem arbeiteten Frauen seltener in Führungspositionen. Weitere Faktoren seien unterschiedliche Lohnerwartungen und Risikoeinstellungen von Frauen und Männern.

Pollert: „Da wir glücklicherweise Beruf und Privatleben in unserer Gesellschaft frei und völlig unterschiedlich gestalten können, ist die Vorstellung von völliger Gleichheit schon denklogisch ausgeschlossen. Aber der Staat muss insbesondere für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch verbesserte Kinderbetreuungsangebote den Rahmen dafür setzen, dass beide Elternteile sich leichter für eine vollzeitnahe Tätigkeit entscheiden können. Ob diese Entscheidung dann im konkreten Einzelfall auch so getroffen wird, ist noch einmal eine ganz andere Frage.“
 

Hintergrund
Der sog. „Equal Pay Day“ bezeichnet nach Ansicht seiner Veranstalter den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen angeblich „umsonst“ arbeiteten. Diese falsche Behauptung wurde u. a. auch durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration wiederholt aufgestellt, etwa in der Einladung zu der heutigen Veranstaltung anlässlich des diesjährigen „Equal Pay Days“. Die VhU warnt vor solchen populistischen und spaltenden Fehlinterpretationen der Entgeltunterschiede zwischen Frauen und Männern.

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