VhU zu den Arbeitsmarktzahlen im Juni 2022

Pollert: „Arbeitskräftelosigkeit wird zur Herkulesaufgabe – inländische und ausländische Potenziale besser nutzen“

Frankfurt am Main. Die Zahl der Arbeitslosen ist von Mai auf Juni um rund 6.300 auf rund 159.000 gestiegen. Die Zahl der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen liegt bei rund 55.400, eine Steigerung um 23,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einschließlich der nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen werden 120.000 Arbeitskräfte in Hessen gesucht.
 
„Nicht Arbeitslosigkeit, sondern Arbeitskräftelosigkeit wird zur arbeitsmarktpolitischen Herkulesaufgabe der kommenden Jahre. Der Bestand offener Stellen wächst immer weiter an. Gleichzeitig müssen viele Betriebe bereits Aufträge ablehnen, da schlicht nicht genügend Personal vorhanden ist. Das bremst den jetzt dringend benötigten Wirtschaftsaufschwung aus und droht langfristig zu einem echten Wohlstandskiller zu werden. Es ist deshalb höchste Zeit, das Ruder herumzureißen: durch bessere Ausschöpfung des inländischen Potenzials, durch schnellere Behördenarbeit bei der Fachkräftezuwanderung und durch Abschaffung der Frührente“ sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.
 
„Konkret müssen noch viel mehr der rund 160.000 Arbeitslosen in Beschäftigung finden, weshalb die Jobcenter in ihren Aktivierungsanstrengungen nicht nachlassen dürfen. Ein riesiges Potenzial liegt auch in einer Ausweitung der Vollzeittätigkeit von Frauen, denn bundesweit arbeitet rund jede zweite Frau nur in Teilzeit. Auch schwerbehinderte Menschen müssen noch stärker in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Hier erhoffen wir uns einen Schub durch die neuen einheitlichen Ansprechstellen, die Arbeitgeber im Reha-Behördendschungel unterstützen und zur Schwerbehinderten-Beschäftigung beraten sollen. Selbst wenn wir das inländische Potenzial aber optimal ausschöpfen, wird noch eine Fachkräftelücke bleiben, die wir nur mit mehr Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland abmildern können“ so Pollert weiter.

„Mindestens genauso wichtig ist aber, dass erfahrene Mitarbeiter dem Arbeitsmarkt nicht durch Frühverrentungsanreize entzogen werden. Das heißt, die abschlagfreie Rente mit 63 und 65 muss weg. Um den demografischen Effekt etwas abzumildern muss das Renteneintrittsalter ab dem Jahr 2031 zudem flexibel an die steigende Lebenserwartung angepasst werden, wie dies kürzlich auch die Bundesbank vorgeschlagen hat. Nur so haben wir eine Chance gegen das Demografie-Problem einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung“ so Pollert abschließend.

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Ansprechpartner
Stefan Hoehl

Dr. Stefan Hoehl
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik